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DER LETZTE MENTSCH

05.05.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Letzte Mentsch~1

Ab 9. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
DER LETZTE MENTSCH
Drehbuch und Regie: Pierre-Henry Salfati
Mit: Mario Adorf, Hannelore Elsner, Katharina Derr u.a.

Wer es nicht erlebt hat, vermag es nicht zu denken. Nicht allein, was Menschen in den Konzentrationslagern erlitten haben. Auch versucht man immer wieder die Frage aufzuwerfen, wie die Überlebenden mit dem umgingen, was sie erlebt, gesehen, womöglich auch selbst getan haben. Immer wieder hört man, dass es solche unter ihnen gab, die sich einfach weigerten, darüber zu sprechen. Die in ihre Umwelt eingingen und die Vergangenheit glatt verdrängten. Der alte, mittlerweile uralte Marcus Schwarz ist so ein Mann. Dass er einmal Menachem Teitelbaum hieß, weiß nur er selbst.

Das ist nun eine a priori zutiefst ergreifende, unter die Haut gehende Geschichte, und der mittlerweile 83jährige Mario Adorf, dessen zerfallendes Gesicht nicht auf schöner und jünger geschminkt wurde, findet dabei natürlich eine ganz große Rolle. Warum wird man mit der Sache doch nicht ganz froh?

Weil Pierre-Henry Salfati, der jüdische Themen in vielen Dokumentarfilmen umkreist hat, in dieser Spielhandlung, die er sich erdachte, zu viele Klischees und am Ende auch noch zu viel spekuliert Theatralisches aufbietet. Dass dieser Marcus Schwarz bei einem Begräbnis auf die eigene Sterblichkeit zurückgeworfen wird und sich plötzlich an seine jüdischen Wurzeln erinnert, ist ebenso abgegriffen wie das Motiv, dass eine junge Frau (aus einer Laune heraus) bereit ist, ihn mit dem Auto nach Ungarn, in das Dorf seiner Jugend zu fahren, und dass Alt und Jung sich streiten, aber dann doch annähern… Katharina Derr bietet in der Rolle einfach das Übliche, aber das Drehbuch auch.

Dass die jüdische Gemeinde in seiner Heimat durchaus nicht bereit ist, einen Mann als Juden zu akzeptieren, der sein Judentum durch kein Papier beweisen kann, hat eine Art von ironischem Humor – und das Auftreten einer verrückten alten Jüdin, die Hannelore Elsner zum wahren Zaubergeschöpf macht (wirrer blinder Blick unter wirrem Haar und stetes Schweben), verklärt das Ende so skurril, wie der Tod in der Synagoge, im Stuhl eines berühmten Rabbis, dann kitschig ist…

Natürlich muss man vor einer Geschichte wie dieser den höchsten Respekt haben, vieles daran mag auch einer Art von Wahrheit nahe kommen, aber letztendlich hat man es mit sentimental-tremolierendem Kino zu tun. Und dafür ist das Ganze ja wohl zu schade.

Renate Wagner

 

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