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Das berühmteste Café der Welt ist zum 300. Geburtstag wegen Corona geschlossen

30.12.2020 | REISE und KULTUR

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Caffe Florian. Foto: Andrea Matzker

Das berühmteste Café der Welt ist zum 300. Geburtstag geschlossen

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Caffe Florian. Foto: Andrea Matzker

Genau an seinem 300. Geburtstag, dem 29. Dezember 2020, ist das legendäre und sicherlich schönste Café der Welt geschlossen. Am 29. Dezember 1720 eröffnete der Cafétier Floriano Francesconi seine Bottega del caffè zunächst unter dem Namen Alla Venezia Trionfante unter den Neuen Prokuratien am Markusplatz von Venedig. Schon bald hieß es nur noch „Florian“. Binnen kurzem wurden zusätzlich Speisen und alkoholische Getränke angeboten. Auch ließ man Frauen zu. Das Florian wurde schnell zum Treffpunkt der politischen und philosophischen Elite sowie des Adels der Stadt. Nach dem Tod des Onkels Floriano übernahm Neffe Valentino das Café im Jahre 1773. Vom letzten Spross der Familie, Valentinos Sohn Antonio, wurde dieser wiederum um 1820 abgelöst. Inzwischen hatte im Jahre 1775 Giorgio Quadri auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes das Caffè Quadri gegründet, das ebenfalls noch heute besteht. Nach dem Verkauf des Cafés im Jahr 1858 bauten die neuen Eigentümer das Café kostspielig um. Der sogenannte Raum der Senatoren erhielt allegorische Wandbilder, die die Naturwissenschaft und den Fortschritt darstellten, und weiterhin wurden ein griechischer und ein persischer Salon geschaffen, ein chinesischer und orientalischer Raum, sowie ein Saal der berühmten Herrschaften, der 2012 restauriert wurde. Dort entstanden Porträts von Goldoni, Marco Polo, Tizian, Palladio oder Pisani. Der Spiegelsaal, oder auch Saal der Vier Jahreszeiten genannt, zeigte vier Frauen als Repräsentantinnen der Jahreszeiten. Bereits 1860 gab es ein Zimmer für Damen, in dem nicht geraucht werden durfte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Sala Liberty hinzu.

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Caffe Florian. Foto: Andrea Matzker

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Caffe Florian. Foto: Andrea Matzker

1893 entwickelte der damalige Bürgermeister der Stadt gemeinsam mit Freunden im Florian die Idee einer Kunstausstellung, aus der später die Biennale hervorging. Die damalige Umgestaltung und Erweiterung ist im Wesentlichen bis heute erhalten. Von ungefähr April bis September befindet sich eine Bühne vor dem Café, auf der Pianisten und Musiker auftreten. Keine geringeren als Goethe, Balzac, Casanova, Wagner, Mann, Hofmannsthal, Cocteau oder Hemingway sind nur einige der berühmten Stammgäste.

Besonders schmerzlich ist es, dass das Café ausgerechnet zu seinem 300. Geburtstag aus Gründen der Corona Pandemie geschlossen sein muss.

Arrigo Cipriani Vor Seiner Harry's Bar Foto Andrea Matzker P4800949 (2)
Arrigo Cipriani vor seiner „Harry’s Bar. Foto: Andrea Matzker

Es sieht so aus, als sei sein nicht weniger namhaftes Pendant, die legendäre Harry‘s Bar, ein paar Meter weiter, zur Zeit tagsüber noch geöffnet. Sie wurde 1931 von Giuseppe Cipriani, dem Vater des heutigen Inhabers Arrigo Cipriani, eröffnet und wurde nach einem trinkfesten Gast und Freund des Vaters aus Amerika, Harry Pickering, Harry’s Bar benannt. Demzufolge nannte Vater Giuseppe seinen Sohn, der 1932 auf die Welt kam, auch Arrigo, was einer italienische Annäherung an Harry gleichkommt. Der gastfreundliche Chef des Hauses gilt als berühmtester Gastronom und Kochbuch-Autor der Welt. Zu den historischen Erfindungen der Familie Cipriani gehören der Bellini und der Carpaccio.

 

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