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CONFESSION

01.07.2013 | FILM/TV

Ab 5. Juli 2013 in den österreichischen Kinos
CONFESSION
Confession of a Child of the Century / Frankreich, England / 2012
Drehbuch und Regie: Sylvie Verheyde
Mit: Peter Doherty, Charlotte Gainsbourg, August Diehl u.a.

Man fragt sich, was eine französische Filmemacherin, die gerade mal in ihren Vierzigern ist, dazu bewegen mag, einen gewissermaßen “künstlichen” Historienfilm herzustellen, der übrigens wirkt, als spielte er in England auf dem Lande, obwohl natürlich Frankreich gemeint ist. Sylvie Verheyde hat sich Alfred de Mussets Roman „Bekenntnis eines jungen Zeitgenossen“ (1836) hergenommen, der sehr verschleiert seine Beziehung zu George Sand erzählt. Aber die Helden sind hier keine Dichter, sondern reiche Durchschnittsmenschen. Vielleicht fehlt ihnen das Besondere – und man fragt sich deshalb immer wieder, warum man sich für sie interessieren soll…

Octave ist ein Dandy. Man muss den Interpreten der Rolle nennen, bevor man weiter berichtet, denn er geht – obwohl er spürbar kein professioneller Schauspieler ist – eine seltsame Symbiose mit der Figur ein. Nun, Leuten, die nur Opernsänger kennen, wird Peter Doherty kein Begriff sein (und die Wikipedia-Zusatzinformation, dass dieser britische Pop-Musiker als Frontmann der Babyshambles und der Libertines bekannt geworden ist, bedeutet natürlich absolut nichts, wenn man keine Ahnung hat, wovon da die Rede ist). Seltsam androgyn steht er da, weibisch-weichlich, ein wenig wie Stephen Fry als Oscar Wilde (nur dass dieser ein echter Schauspieler ist). Allerdings hat die Regisseurin die Ratlosigkeit, mit der Peter Doherty sich vor der Kamera bewegt, in die Ziellosigkeit einer Existenz umgemünzt, die nichts mit sich anzufangen weiß…

Dieser Octave wird zu Beginn von seiner Geliebten betrogen, duelliert sich, fühlt sich unendlich unglücklich und jammert herum – und muss sich nun von seinem Freund viele Weisheiten darüber sagen lassen, dass es Liebe ja gar nicht gibt: Dafür tritt August Diehl (im Herbst Wiens neuer Hamlet imBurgtheater) an, diabolisch und hintergründig, die düsteren Weisheiten an den Mann bringend. Er ist quasi für den philosophischen Teil von Mussets Reflexionen über Gefühle zuständig.

Die Regisseurin / Drehbuchautorin holt Octave dann aus den Pariser Salons, als sein Vater stirbt (was ihn offenbar durchaus betrübt): Nun ist er am Land (das wirkt tatsächlich unendlich britisch), Besitzer eines Schlosses, und jetzt tritt die ältere Witwe auf, die man sich ein weniger faszinierender wünschte als Charlotte Gainsbourg: Ungeachtet ihrer schauspielerischen Mittel, mit denen sie ihre Figur höchst überzeugend zeichnet, wünschte man ihre Ausstrahlung doch um einiges erotischer, um die Faszination des jüngeren Mannes zu erklären.

Aber es ist ihre Geschichte, die nun interessant wird – zuerst kühl und abwehrend, ist sie die Verliererin von dem Moment an, als sie sich in die Beziehung einlässt. Dann spürt sie (wenn Octave etwa auf Bällen sein Interesse jüngeren Frauen zuwendet), dass sie am kürzeren Ast sitzt – und bettelt, wie es im Romanen dieser Epoche vorkommt (man ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts), nur noch darum, lieben zu dürfen… auch wenn sie selbst nicht mehr geliebt wird.

In einer solchen Geschichte passiert nicht viel, und wenn sie dann zwei Stunden dauert, bewundert man zwar die Ruhe und Konsequenz, mit der sie erzählt wird, kommt aber kaum darum herum, sich gelegentlich zu langweilen. Man merkt, dass es zu Ende ist, wenn Octave – nein, Pete Doherty (hier ist er wieder „Pete“) einen von ihm geschriebenen, ganz heutigen Song anstimmt… so wird man ratlos aus dem Kino geschickt…

Renate Wagner

 

 

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