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NBD0154V
Ein wunderbares Dokument veröffentlicht dieser Tage das Label NAXOS. Nach seinem eigenen Libretto komponierte Nikolay Rimsky-Korsakov die zauberhafte Oper „Die Nacht vor Weihnachten“ von Nikolay Gogol, in der der schöne Schmied Vakula die reiche Bauerntochter Oksana heiraten will. Für Oksana muss er dafür zuerst die Schuhe der Zarin beschaffen. In der Zwischenzeit ist eine Hexe auf ihrem Besenstiel unterwegs, um die Sterne zu sammeln und einen Teufel gibt es auch. Dieser stiehlt den Mond!
Es sind also dämonische Kräfte am Werk, die versuchen, diese romantische Vereinigung zu verhindern. Verzauberung in einem spannenden Handlungsverlauf in hinreißenden vielschichtigen Farben komponiert.
Was für ein Meister war Nikolay Rimsky-Korsakov! Ein buntes Kaleidoskop ist dieses Opernwerk, schillernd und dazu sehr eingängig. Der Komponist bietet alles, was der Opernfan sich wünscht: groß angelegte Chorpassagen und eingängige Arien. Dazu Witz und viel Theaterzauber! Kaum zu glauben, dass dieser große Komponist vor allem bei der Zauber- und Märchenoper Meisterwerke en suite zu komponieren wusste.
Die Oper Frankfurt erarbeitete 2021eine sehr geglückte Produktion, die von der Zeitschrift „Opernwelt“ als Aufführung des Jahres ausgelobt wurde.
Christof Loy erzählt nachvollziehbar die Märchenhandlung in einer klaren Personenführung. Zum Glück gibt es hier kein „Regietheater“ oder „szenische Trostlosigkeiten zu beklagen. Diese Inszenierung nimmt das Werk ernst und gibt diesem den notwendigen Witz und Zauber. Eine schöne, gelungene und wirklich sehenswerte Arbeit!
Oksana in der zauberhaften Gestalt von Julia Muzychenko singt ihre Rolle mit bezauberndem Sopran Charme und viel Sensibilität. Ob Koloratur oder lyrische Emphase, alles steht dieser jungen Sopranistin zu Gebote. Dazu ist sie ein echtes darstellerisches Talent mit ausgeprägter Tanzbegabung!
Als äußerst spiel- und turnfreudiger Teufel begeistert Andrei Popov mit schneidigem Tenor, der sich mit der schrulligen Hexe Solocha, hervorragend gesungen von Enkelejda Shkoza, in einer sehr witzigen Szene ein köstliches „Katz und Maus“-Spiel liefert.
Auch das übrige Ensemble begeistert durch Spielfreude und souveränen Gesang, Alexey Tikhomirov als Tschub, Okasanas Vater gibt mit seiner mächtigen Stimme und großem Wuchs seiner Rolle dominante Gestalt. Klar in der Charakterisierung agiert Peter Marsh als Diakon. Ein schöner Kontrast dazu ist der lyrische Tenor von Georgy Vasiliev als Wakula, der auch ebenso kraftvoll aufzutrumpfen weiß.
Der Chor, einstudiert von Tilman Michael, singt und agiert meisterlich. Was für eine Freude!
Sebastian Weigle am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters dirigiert die Partitur mit viel Liebe zum Detail. Die Farben leuchten und funkeln in aller Pracht. Ein Farbenrausch, den das Orchester in seiner stilistischen und musikalischen Meisterschaft einmal mehr formidabel umsetzt.
Bild- und Tonqualität sind sehr gut, dazu ein lesenswertes Beiheft, so dass dieser sehens- und hörenswerten Veröffentlichung eine besondere Bedeutung anzuerkennen ist.
Dirk Schauß, im November 2022