Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CARRIE

02.12.2013 | FILM/TV

FilmPlakat Carrie

Ab 6. Dezember 2013 in den österreichischen Kinos
CARRIE
Regie: Kimberly Peirce
Mit: Chloe Grace Moretz, Julianne Moore, Judy Greer u.a.

Wo es um Werke von Stephen King geht, sind Erwartungen hoch gespannt, da muss der Horror schon gewaltig ausfallen. Das war bei „Carrie“ bereits einmal der Fall, als Brian DePalma 1976 Sissy Spacek ausschickte, um ihre teuflischen Kräfte zu entfallen. Bei Regisseurin Kimberly Peirce hat man eher den Eindruck, es handle sich um ein Teenager-Movie, das halt schlecht ausgeht. So richtig schaurig ist es eigentlich nur zu Beginn…

Im Gegensatz zum früheren Film, wo das Mutter-Tochter-Gespann Piper Laurie- Sissy Spacek eindeutig von Letzterer beherrscht wurde (sie war auch eine der außerordentlichsten Schauspielerinnen ihrer Zeit), hat diesmal Mama Julianne Moore die Nase vorne. Gleich am Anfang des Films vermag sie einem wirklich Schauer einzujagen: Da bekommt sie nämlich auf einem einsamen Bett mutterseelenallein ihr Kind, nicht nur von Schmerz, sondern auch zweifelsfrei von Hass zerfressen, und möchte das blutige Baby entschlossen mit einer großen Schneiderschere ermorden… Sie tut es nicht, und gut eineinhalb Jahrzehnte später begegnen wir Mutter und Tochter wieder, zwei miteinander lebende Frauen irgendwo in Maine, die Mutter verbissen ihre Putzerei führend und schneidernd, die Teenager-Tochter auf der High School.

Chloe Moretz;Julianne Moore

Von nun an heißt die Geschichte „die arme Carrie“, und die 16jährige Chloe Grace Moretz hat die Ausstrahlung des schüchternen, introvertierten liebenswerten Blondchens, das man tröstend in die Arme schließen will – und das ein klassisches Mobbing-Opfer für alle „Starken“ in einer Schulklasse ist. Als sie im Duschraum ihre erste Menstruation bekommt, wird sie gnadenlos und brutal verlacht… und findet ihr Elend, der Film soll schließlich hier und heute spielen, natürlich auf YouTube. (Was ja langsam wirklich zum Thema wird, wenn immer mehr junge Leute sich wegen solcher öffentlicher Demütigungen das Leben nehmen.)

Immerhin findet sich eine Lehrerin (Judy Greer, sehr überzeugend), die ihren Mitschülerinnen klar zu machen versucht, was sie da angestellt haben. Ja, wie Drehbücher schon so spielen – die, die es einsieht, wird am Ende verschont, alle anderen fallen einer blutigen Rache zum Opfer, denn unsere Carrie hat paranormale Kräfte. Nur dass sich die Darstellerin nur ein wenig darüber wundert, statt noch eine gewissermaßen geheimnisvolle Ebene ihrer Persönlichkeit mitzuspielen.

Der „armen Carrie“ steht die „böse Mama“ gegenüber, nur dass diese religiöse Fanatikerin so geradlinig „böse“ und verrückt ist, dass keinerlei besondere Spannung aufkommen will. Das Geschehen müsste sich immer mehr verdichten und das Entsetzen hochschaukeln, aber für solche Eskalation hat Regisseurin Kimberly Peirce offenbar nicht die richtige Hand. Wenn Carrie eine böse Welt niederbrennt, erzeugt das nicht viel mehr als Achselzucken.

Nein, das „Carrie“-Remake wird es nicht schaffen, im Bewusstsein der Kinobesucher zu bleiben wie einst das Original…

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken