Ab 25. Dezember 2013 in den österreichischen Kinos
BUDDY
Deutschland / 2013
Drehch und Regie: Michael Herbig
Mit: Alexander Fehling, Michael Herbig, Mina Tander, Christian Berkel u.a.
Im Jahre 2001 gab es den „Schuh des Manitu“ im Kino, man hat herzlich gelacht, und Michael „Bully“ Herbig war über Nacht ein Begriff. Nun, ein Dutzend Jahre später, in denen Herbig auch gelegentlich „nur“ als Schauspieler agiert hat, muss man feststellen, dass er in der Personalunion als Autor / Produzent / Regisseur / Hauptdarsteller seinen Anfangserfolg nie mehr erreicht hat. Man will gar nicht von darstellerischen Abstürzen wie „Zettl“ reden, auch nicht von nett Gelungenem wie „Wickie“ – irgendwie hat Herbig die Sicherheit verloren, was er machen will, kann, soll. „Buddy“ ist erneut ein Beispiel dafür.
Es ist ein Film, der natürlich programmatisch zu Weihnachten herauskommt, denn es geht um einen Schutzengel. Und zwar um einen besonders „patscherten“, wie man in Österreich sagt. Offenbar hat da was mit der Jobbeschreibung nicht gepasst oder dergleichen – am Ende erfahren wir die Pointe (sie ist nicht hundertprozentig überraschend). Bully also als ungeschickter Schutzengel. Wie reizend?
Nicht wirklich, denn erstens hat der Autor Herbig vergessen, dem Schauspieler Herbig eine ordentliche Rolle zu schreiben – oder reicht es ihm, wenn er, um seinen Schützling zu nerven, ununterbrochen singt, im Stil „großer“ Vorbilder (Karel Gott, Stevie Wonder und dergleichen – und nervt damit auch das Publikum)? Viel mehr bekommt er nämlich von sich selbst nicht zu tun. In lieber Bully-Manier betröpfelt dreinschauen, das schon. Aber von Frechheit, Esprit, echtem Humor ist da wenig.
Bullys Drehbuch konzentriert sich auch auf den Helden: Der ist ein sehr reicher Hamburger Playboy – der Film beginnt mit einer Partyszene, die für Hollywood gut genug wäre, und Herbig zitiert andauernd mehr oder minder deutlich erkennbare Vorbilder – so wilde Action, wie man sie in einem deutschen Film wohl noch nicht gesehen hat zum Beispiel, und am Ende wird in bewährter Bollywood-Manier ins Happyend gesungen und getanzt… Aber abgesehen davon, dass solche Zitate eher etwas für Insider sind, hat man sie auch schon witziger paraphrasiert gesehen.
Ach ja, Eddie, der Playboy als Held der Geschichte. Der sollte eigentlich den väterlichen Betrieb führen, aber darauf hat er gar keine Lust: Mit welchem „Sprudel“ Geld gemacht wird, ist ihm egal, Hauptsache er hat genug zum Ausgeben. Nur Parties, Suff und Mädchen bis zur Besinnungslosigkeit. Als ihm plötzlich sein Schutzengel erscheint, denkt er natürlich, er sei einfach stoned und habe eine Halluzination. Aber dieser „Buddy“ bleibt lästig und beharrlich bei ihm. „Synapsen-Stalker“ wird er einmal genannt, das ist wenigstens eine originelle Formulierung. Und dieser Engel, der gar nicht nach einem solchen ausschaut (einfach Kapuzenjacke, keine Flügel) hat ein Anliegen: Er möchte diesen Eddie verkuppeln. Mit der richtigen Frau, damit ein richtiger Mensch aus ihm wird. Als Idee ist das nicht ganz neu. Die Stolpersteine, die die schlichte Geschichte dehnen, auch nicht.
Alexander Fehling spielt Eddie. Als junger Goethe (bei Philipp Stölzl) war er überzeugender. Mit Sicherheit ist er (er war im Peter-Stein-Wallenstein der Max Piccolomini) ein wesentlich überzeugender Bühnendarsteller als leichtfüßiger Filmlustspielheld. Das passt ihm eigentlich so gut wie gar nicht zu Gesicht.
Mina Tander als die liebe Betreuungsschwester aus dem Altersheim, „Altenpflegerin“ nennt man das wohl, Witwe mit aufgewecktem neunjährigem Sohn, ist ein sehr sympathischer Typ, aber sie gleicht dermaßen all den sympathischen, ca. 30jährigen, dunkelhaarigen Damen, die derzeit auf der Filmleinwand zu sehen sind, dass sie gewissermaßen verwechselbar ist.
Wie der ganze Film, der auch ein schwächliches Til-Schweiger-Produkt sein könnte. Dass ausgerechnet „Bully“ so etwas passiert, hätte man nicht für möglich gehalten.
Renate Wagner