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BLU-RAY: JENUFA – Blu-ray Disc erschienen bei OPUS ARTE

10.08.2022 | dvd

Leos Janacek JENUFA

Blu-ray Disc erschienen bei OPUS ARTE

jennul

Jenůfa: Asmik Grigorian
Kostelnička Buryjovka: Karita Mattila
Laca Klemeň: Nicky Spence
Števa Buryja: Saimir Pirgu
Grandmother Buryjovka: Elena Zilio
Foreman: David Stout
Mayor: Jeremy White
Mayor’s Wife: Helene Schneiderman
Karolka: Jacquelyn Stucker
Herdswoman: Angela Simkin
Barena: April Koyejo-Audiger
Jano: Yaritza Véliz

Royal Opera Chorus
Orchestra of the Royal Opera House
Conductor: Henrik Nánási
Director: Claus Guth

Extras: Elle Osili-Wood and Claus Guth introduce Jenufa; Cast gallery
Sound: LPCM 2.0 + DTS-HD Master Audio Surround
Subtitles: EN, FR, DE, JP, KO
Format: Bluray
Running Time: 139 mins

Einen spannenden Opernabend bietet die aktuelle Neuveröffentlichung von Janaceks „Jenufa“, erschienen bei OPUS ARTE. Dabei handelt es sich um eine Aufführung am Royal Opera House Covent Garden, London, aus dem Jahr 2021.

20 Jahre sollte es dauern, bis in London wieder eine „Jenufa“ gezeigt wurde. Nostalgische Gefühle mögen dabei den ein oder anderen Zuschauer befallen haben. So hatte seinerzeit Karita Mattila die Titelpartie an der Seite von Anja Silja gesungen. Eine Audio-Aufnahme wurde von dieser Aufführungsserie erstellt und sie belegt die besondere Eignung von Mattila für Janaceks Frauenrollen. In der aktuellen Produktion wird Jenufa vom Shooting-Star Asmik Grigorian gesungen. Karita Mattila ist nun als Kostelnička zu erleben. Was für ein Power Paar!

Für den Regisseur Claus Guth war es die erste Janacek Oper, die er mit der Londoner Produktion inszenierte. Seine Lesart des Stückes ist eine Überraschung. Glücklicherweise verzichtete Guth darauf, aus „Jenufa“ seine eigene Geschichte zu machen. Wunderbar, dass es keine, wie bei ihm sonst zu oft zu erleben, Rollendoppelgänger als Statisten auf der Bühne gibt. Das ist alles auch nicht notwendig, denn Janaceks Meisterwerk ist stark genug und bedarf auch keinerlei solcher „Geistesblitze“.

Guth erzählt das Werk stilisiert als Kammerspiel in expressiver Bildsprache. Die Kostüme lassen an das späte 19. Jahrhundert denken.  Guth lässt seine Jenufa in geschlossenen Räumen spielen, die keinerlei Ausweg ermöglichen. Der erste Akt spielt nicht in einer Mühle, sondern in einem einfachen Arbeitshaus. Im zweiten Akt sind Jenufa und die Kostelnička zusammen in einer Art Käfig gefangen. Surreal ist die Erscheinung einer skurril wirkenden Gestalt, halb Mensch, halb Rabe. Diese Figur, den Tod verkörpernd, streift herum, ebenso schweigende, schwarz gekleidete Frauen. Wie eine schwarze Mauer formieren sie sich bedrohlich in der Ferne. Der letzte Akt, wirkt in seiner Gefühlsdichte sehr stark und geht unter die Haut. Hier erlaubt Claus Guth auch etwas Folklore in den Hochzeits-Kostümen.

Henrik Nánási arbeitet mit dem hingebungsvollen Orchester des Royal Opera House vor allem die Lyrik der Partitur treffend heraus. Dynamische Kontraste werden nicht vermieden, könnten aber, vor allem im zweiten Akt, wesentlich geschärfter sein. Erfreulich auch, dass er gemessenen Tempi den Vorzug gibt und der Versuchung nicht erliegt, durch die Partitur zu hetzen.

Asmik Grigorian gab mit der Jenufa in London ihr Hausdebüt. Ihr gelingt ein äußerst anrührendes Portrait, sehr verletzlich mit vokalem und darstellerischem Totaleinsatz. Ihre herbe Stimmfarbe und manch geschärfte Höhe passen gut zur Leidensgestalt der Jenufa.

Das Zentrum der Aufführung ist erwartbar Karita Mattila als herrische Kostelnička. Schauspielerisch ungemein intensiv, ist sie auch sängerisch den z.T. hochdramatischen Ausbrüchen beeindruckend gewachsen. Mitunter wirkt sie etwas unkontrolliert und verloren in dem verzehrenden Charakter dieser faszinierenden Bühnengestalt. Aber genau das braucht eine herausragende und unvergessliche Kostelnička, um die Aufführung der „Jenufa“ nachhaltig zu prägen.  Bei diesen beiden wunderbaren Künstlerinnen haben es die männlichen Rollenvertreter indes sehr schwer, zu bestehen. 

Nicky Spence wirkt als agiert als Laca sehr engagiert in seiner Rollengestaltung und ist darstellerisch überzeugend. Gesanglich gibt es manch angestrengte Phrase zu vernehmen. Ganz anders agiert Saimir Pirgu hingegen als rollendeckender Steva. Mit viel Bühnenpräsenz und staunenswerter Höhensicherheit wertet er seinen oftmals undankbar wirkenden Part deutlich auf. Die Nebenrollen sind trefflich besetzt. Vor allem die große Elena Zilio als alte Buryia begeistert mit immer noch völliger intakter Stimme und charismatischem Spiel. Chor und Orchester des Royal Opera House musizieren auf höchstem Niveau.

Die Bild- und Tonqualität dieser Blu-ray Disc ist von herausragender Qualität. Sehr empfehlenswert!

Dirk Schauß, August 2022

 

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