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Blu-ray/DVD CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK „ALCESTE“ Pariser Fassung 1776, Live Bayerische Staatsoper München 2019; Unitel

20.03.2021 | dvd

Blu-ray/DVD CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK „ALCESTE“ Pariser Fassung 1776, Live Bayerische Staatsoper München 2019; Unitel

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Die Geschichte um die große Liebe der Königin Alceste zu ihrem Gemahl Admète und ihr Wille zur Aufopferung bis zum Tod haben große Heroinen wie Maria Callas oder Kirsten Flagstad zu Spitzenleistungen animiert, jeweils in der italienischen Fassung der Oper. Für die Münchner Premiere hat man die französische Fassung aus dem Jahr 1776 gewählt.

 

Bis zum Happy End gibt es noch jede Menge an Hin und Her, wer von beiden sterben soll oder nicht: Admète wirft Alceste, die dem Orakelspruch gefolgt ist, vor, mit ihrem Selbstopfer ihre Liebe zu ihm verraten zu haben. Lieber wolle er selber sterben als ohne Alceste zu leben. Im dritten Akt erscheint der hilfreiche Held Herkules, um beide zu retten. Er vertreibt die Götter der Unterwelt und holt Alceste ins Leben zurück Apoll rühmt den Heldenmut des Herkules. Das wieder vereinigte Paar huldigt Apoll, das Volk jubelt. 

 

In Alceste gibt es also nicht viel Handlung, aber Gluck hat dazu wie schon für die Oper „Orpheus und Euridike“ etliche großartige Nummern geschrieben. Die Musik ist klassizistisch, einem Oratoirum nicht unähnlich. Das Stück enthält wirkungsvolle Balletteinlagen und zahlreiche Chöre.

 

Regisseur, Choreograph und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui hatte den an sich guten Einfall, die wenig dramatische Vorlage mit seiner Compagnie Eastman aus Antwerpen zu einer Art Bewegungstheater mit Gesang zu formen. Bei dem überaus ästhetischen Konzept samt der wirklich tollen Balletttruppe verdammt er allerdings die Sänger in überwiegend streng geometrischen Anordnungen zu einem starren Rampentheater. Das wiederum lässt die Musik über weite Strecken noch wuchtiger und statischer wirken, als sie ohnedies ist. 

 

Das größte Problem der von Antonello Manacorda stilsicher und mit gutem Sinn für Klangbalance dirigierten Aufführung ist die Besetzung der Alceste mit Dorothea Röschmann. Leider kann sie die persönliche Selbstlosigkeit und auch edle staatspolitische Geste der Figur mit einer dauer düsteren Miene, die besser zu Elektra passte, nicht überzeugend vermitteln. Außerdem hat Röschmanns vibratoreicher Sopran ein Höhenproblem, das sich in der berühmtesten Arie der Oper „Divinités du Styx!“ in hart herausgeschrieenen Spitzentönen manifestiert. Ihrem Französisch fehlen weitgehend die Konsonanten, die Vokale klingen zudem gaumig. 

 

Die Herrenpartien sind mit Charles Castronovo (Admète), Michael Nagy (Le Grand Prêtre d‘Apollon), Manuel Günther (Évandre) und Sean Michael Plumb (un Héraut d‘armes, Apollon) charakterstark und gut besetzt.

 

Insgesamt vor allem wegen der unzureichenden Besetzung der Hauptrolle und der spannungsarmen Umsetzung keine Empfehlung.

 

Dr. Ingobert Waltenberger 

 

 

 

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