Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Bilanz der Österreichischen Bundestheater: Finanzen, ja, sollte o.k. sein! Und das eigene Kreativpotential … ? ?

23.02.2023 | Reflexionen-Festspiele

Bilanz der Österreichischen Bundestheater: Finanzen, ja, sollte o.k. sein! Und das eigene Kreativpotential … ? ?

bilan

Die Österreichischen Bundestheater haben für das Geschäftsjahr 2021/22 Bilanz gezogen. Ruhig und ziemlich beschaulich. Ja, die Finanzen wären nun wieder in Ordnung. Das Corona-Tief ist bewältigt, einigermaßen wenigstens. Einige Neuerungen im Service und so sind gegeben. Der Problemfall Teichtmeister kann sicher nicht dem Burgtheater oder der Verwaltung als Schuld angerechnet werden. Schon klar, weg damit. In einer Zwischenbilanz ist etwa auch notiert: „Finanzierung mit erhöhter Basisabgeltung (187 Mio. EUR) für 2023 und 2024 gesichert.“ Oder auch, optimistisch gedacht: „Gelungener Start von Lotte de Beer in der Volksoper Wien.“ Wäre der Newcomerin zu wünschen.

Doch Kultur ist nun einmal nicht eine Geld- sondern eine Geistessache. Und benötigt einiges an Kreativpotential. Da wird es bei dem derzeitigen starken Kulturwandel, dem Wechsel der Jahrgänge in den divergierenden Bevölkerungsschichten, in der geistigen Krise insgesamt im Kulturmanagement der Bundespolitik wie der Stadt Wien – die diversen Festwochen-Debakel, Ausrottung der Österreicher nicht nur im Dt. Volkstheater, primitive Graffiti als neue Volks- und Stadtbeschmierungskunst – schon sehr heikel. Darüber zu sprechen, offen zu diskutieren ist hier nicht die Sache gewesen. 

Doch im Künstlerischen, ein Faktum: Von den zuletzt von den Bundestheatern unterzeichneten Verträgen mit den leitenden Managern beziehungsweise Künstlern haben diese Kontrakte nur kürzeste Dauer gehalten. Martin Kusej wird gegen seinen Willen nach Ablauf des Vertrages aus der ‚Burg‘ hinausgeworfen. Der Chefdirigent der Volksoper hat anderswo ein künstlerisch interessanteres Aufgabengebiet gefunden (Hamburg), bleibt aber Volksoper, soweit es seine Zeit erlaubt, bis 2027 doch noch erhalten. Von selbst verabschiedet sich auch Staatsopern-Musikchef Philippe Jordan nach Zerwürfnis mit dem Opernobersten wegen unschöner Bühnenproduktionen. Und, kaum anders vorstellbar: Als Vierter wird wohl Ballettchef Martin Schläpfer nicht nur wegen bedauerlich negativer heimischer wie internationaler Kritiken – zuletzt die Bemerkung einer steirischen Zeitung: ‚das Staatsballett im Sinkflug‘, passt zu den Ambitionen des Opernobersten ganz sicher nicht – und wohl auch wegen des substanziell weit beschränkteren Spielplans als dem seines so erfolgreich aufbauenden Vorgängers Legris seine eigenen ‚Ballett ohne Ballettmusik‘-Choreographien kaum mehr sehen können. Ein schnelles Verschwinden wieder aus Wien ist diesen nur für wenige Jahre hier tätigen Künstlern gegeben.

Und bezüglich der früh erfolgten Verlängerung des Vertrages von Opernherrn Roscic? Dies ist keine Sache der Bundestheater, so der Leiter der Theaterverwaltungung, das Kulturministerium trägt die Verantwortung. Somit keine künstlerische sondern eine von Parteifarben vorgegebene Entscheidung. Und wenn auch gerade schon wieder über einen frühen Abschied von Lotte de Beer als Volksopern-Lady gemunkelt wird …. es könnten auch Intrigen wegen Problemen im eigenen Haus oder im Rückblick auf die unglücklich verlaufene Ausscheidung österreichischer Künstler beim erfolgten Direktionswechsel sein.

Es ist heute nicht nur für die künstlerisch Schaffenden eine heikel zu bewältigende Zeit, sondern auch für die zufällig politisch nominierten Verantwortlichen oder die Beamtenschaft. Um in unseren Tagen der Manipulationskünste und des erfolgten Wandels von den schöpferisch reichen Jahren des früheren 20. Jahrhunderts zu einer nun so offensichtlichen österreichischen Einkaufskultur eine bewegende Geistigkeit, eine überhöhende Orientierung zu finden, den richtigen Nerv in der derzeitigen polarisierenden heimischen Gesellschaft mit ihren geifernden Parteien zu treffen, dies liegt heute nicht gerade klar auf der Hand.

Meinhard Rüdenauer

 

Diese Seite drucken