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AUF DEN SPUREN VON JOHANN SEBASTIAN BACH: ERFURT

30.05.2025 | REISE und KULTUR

AUF DEN SPUREN VON JOHANN SEBASTIAN BACH: ERFURT

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Blick auf das Rathaus. Foto: Robert Quitta

Der erfahrene Reisende wird wissen: es gibt Städte, die berühmt sind, von denen man schon viele gehört und gelesen hat, und die dann beim Besuch eine herbe Enttäuschung darstellen. Und dann gibt es Städte, die sagen einem gar nix, man hat kein Bild von ihnen im Kopf und daher auch keinerlei Erwartungen an sie , und wenn man dann aus irgendeinem Grund doch hinfährt, ist man vollkommen überrascht und überwältigt von den Schönheiten, die man da antrifft.

Erfurt zählt zu letzteren.

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Der Fischmarkt. Foto: Robert Quitta

Erfurt ist eine wundervolle Stadt, in der man sich sofort wohlfühlt. Es hatte das unwahrscheinliche Glück, von der völligen Zerstörung verschont worden zu sein. Denn für den 3. und 4.April 1945 hatte die Royal Air Force zwar ein Flächenbombardement vorgesehen, das aber, weil die amerikanischen Bodentruppen schon direkt vor der Stadt lagen, aus Rücksicht auf sie abgeblasen wurde. Und so kam es, dass Erfurt, nachdem die zu DDR-Zeiten heruntergekommene Altstadt nach der Wende preisgekrönt renoviert wurde, heute ein absolutes Schmuckstück Thüringens darstellt.

Die Atmosphäre ist entspannt und fröhlich, ja nahezu südlich, was an dem vielen Wasser, dem vielen Grün und den vielen Studenten liegen mag. Man könnte sich sogar vorstellen, hier zu leben, so angenehm ist die allgemeine Stimmung…

Uns hat eine Reise anlässlich des 275.Todestags von Johann Sebastian Bach hierher geführt. Denn Erfurt ist eigentlich eine Bach-Stadt. Die Vorfahren des Heiligen Johann Sebastian haben nämlich daselbst jahrhundertelang als Stadtpfeifer gewirkt, und zwar so nachhaltig, dass in weiterer Folge alle Pfeifer nur noch „die Bache“ genannt wurden. Diesbezüglich ist die Ausbeute allerdings enttäuschend: es gibt drei sehr schlichte Häuschen, auf denen eine Gedenktafel klebt. Aber sonst bachmässig: kein Museum, kein Denkmäler, kein Festival…nix.

Was irgendwie auch wieder verständlich ist: denn Erfurt, das früher einmal das Rom Thüringens genannt wurde, besitzt soundsooviele Sehenswürdigkeiten, dass es sich nicht auch noch um die Urgroßväter Bachs kümmern kann.

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Die Alte Synagoge. Foto: Robert Quitta

Am imposantesten ist natürlich das großartige Ensemble aus Mariendom und Severikirche. Aber es gibt auch noch die Ägidienkirche, die Predigerkirche, das Augustinerkloster, die Universität, die Alte Synagoge (mit Mikwe), die Kleine Synagoge…und und und…

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Am Ufer der Gera. Foto: Robert Quitta

Für eine kurze Verschnaufpause zwischendurch kann ich nur das Café Übersee sehr empfehlen. Es hat eine Terrasse an der Gera (die ursprünglich Erph hieß, was den Namen der Stadt erklärt), auf der man sich zeitweise wie nach Italien oder Spanien entrückt fühlt.

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Die Steinerne Brücke. Foto: Robert Quitta

Gestärkt kann man sich der größten Attraktion Erfurts widmen, der Krämerbrücke, auch Steinerne Brücke genannt, eine der wenigen noch erhaltenen, einst zahlreichen (London Bridge etc.) bebauten Brücken Europas, und auch die älteste und längste. Ein Erlebnis ! Für Schleckermäuler: sich in der Manifaktur Goldhelm mit Schokolade für Zuhause eindecken !!

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Thüringer Wildbratwurst. Foto: Robert Quitta

Den Abend verbringt man am besten am reizenden Wenigenmarkt bei einem Aperitiv in einem der vielen netten Cafés. Und abendessen kann man dort auch gleich: z.B. in dem Restaurant mit dem schönen Namen Platzhirsch, das viele Thüringer Spezialitäten auf der Karte hat: die weltberühmte Thüringer Rostbratwurst sowieso…aber auch die lokalspezifische Variante: die Thüringer Wildbratwurst. Denkwürdig !

Ps: Bitte niemanden von den Schönheiten Erfurts erzählen ! Sonst steigen wir uns dort demnächst alle auf die Füße !

Robert Quitta, Erfurt

 

 

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