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AUF DEN SPUREN VON JOHANN SEBASTIAN BACH : ARNSTADT

30.05.2025 | REISE und KULTUR

AUF DEN SPUREN VON JOHANN SEBASTIAN BACH : ARNSTADT

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Der Hauptplatz. Foto: Robert Quitta

Arnstadt ist eine entzückende kleine Stadt in der Mitte von Thüringen. Sie hatte im Laufe des 20.Jahrhunderts gleich doppeltes Glück. Zuerst wurde sie im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört, und dann lag sie bis 1989 auf dem Gebiet der DDR. Wo man Gebäude aus ideologischen Gründen zwar verfallen liess, aber kein Geld hatte, sie niederzureissen und neue zu bauen. So konnte Arnstadt nach der Wende aufgrund der erhaltenen Bausubstanz mustergültig renoviert werden und ist heute ein nahezu idealtypisches deutsches Städtchen wie wir Ausländer es gerne haben: mit Fachwerkhäusern und allem drum und dran, schon fast unwirklich an der Disneylandhaftigkeit vorbeischrammend.

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Der Riedplatz. Foto: Robert Quitta

Ein Aufenthalt in Arnstadt ist ungemein idyllisch und entspannend, denn der Ort ist nicht nur pipifein renoviert, sondern auch noch sehr begrünt. Und zwar originalerweise, und nicht künstlich von der Stadtplanung verordnet. Beim Anblick der über die ganze Stadt verteilten blühenden Lindenbäume fühlt man sich wie in eine andere, schönere, unhektischere Zeit versetzt. Besonders bezaubernd ist diese Atmosphäre an den zwei weitläufigen Hauptplätzen, dem Riedplatz und dem Marktplatz zu erleben.

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Der lümmelnde Bach. Foto: Robert Quitta

Arnstadt wäre an und für sich schon wegen all dieser einnehmenden Eigenschaften einen Besuch wert, die meisten Gäste kommen aber doch wegen IHM, einem der Götter der europäisch klassischen Musik: Johann Sebastian Bach.

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Die Bachkirche von außen. Foto: Robert Quitta

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Die Bachkirche von innen. Foto: Robert Quitta

Der 18jährige Bach hatte hier nämlich seine erste Anstellung als Organist – in der Neuen Kirche (die seither natürlich Bachkirche heisst). Der willensstarke Jungspund mit seinem ausgeprägten Charakter und feurigem Temperament geriet alsbald in Konflikt mit den Autoritäten – durch eine unbewilligte monatelange „Bildungskarenz“ bei Buxtehude in Lübeck, durch Raufhändel vor dem Rathaus etc.

Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Bildhauer Bernd Goebel in seinem (vielkritisierten) Denkmal Bach hier nicht als würdevollen Perückenträger zeigt, sondern als einen auf einer kleinen Orgel hingeflätzten rebellischen Lümmel.

Weitere mit Bach verbundenen Sehenswürdigkeiten sind das (von einer privaten Initiative gerettete und geführte) Bachhaus in der Kohlgasse und das (als Witwensitz für Fürstin Elisabeth Albertine erbaute) Neue Schloss, in dem sich ein sehr liebevoll gestaltetes interaktives Bachmuseum befindet.

Nicht zu vergessen auch die Oberkirche, in der Johann Sebastian oft auf der Orgel geübt haben soll…und die darüber äußerst ungewöhnliche alttestamentarische Fresken auf den Balustraden der Empore aufweist.

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Hotel Goldene Sonne. Foto: Robert Quitta

Für eine Erholungspause, für einen Café zwischendurch empfiehlt sich die brandneue Bugenhagen Classic Lounge in der Zimmerstrasse, für die Übernachtung das traditionelle, seit 1497 bestehende Hotel Zur Goldenen Sonne.

Es besitzt auch ein Restaurant (in dem schon die Bachs gezecht haben sollen), das ausgezeichnete Thüringische Spezialitäten auf der Karte hat, wie z.B. : Mutzbraten, Wickelklösse, Rindsrouladen.

Wer Glück oder gut geplant hat, kann seinen Aufenthalt in Arnstadt mit einem Bachkonzert in der Bachkirche krönen, wie heuer z.B. mit einer raren Aufführung seiner h-Moll-Messe. Eine Sternstunde für alle Bachverehrer.

 

Robert Quitta, Arnstadt

 

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