Ab 1. Februar 2013 in den österreichischen Kinos
ANLEITUNG ZUM UNGLÜCKLICHSEIN
Deutschland / 2012
Regie: Sherry Hormann
Mit: Johanna Wokalek, Iris Berben, Richy Müller, Richy Müller (Hans Luboschinski), David Kross u.a.
„Anleitung zum Unglücklichsein“: Wer großes Vergnügen an diesem Paul Watzlawick gefunden hat (und wer hätte das nicht?), der sei gewarnt. Alle Fragen, wie dieses Sachbuch zu einem Spielfilm hätte werden können, sind gerechtfertigt. Was Regisseurin Sherry Hormann ihrerseits durchaus vergnüglich auf die Leinwand brachte, hat mit der angeblichen Vorlage so gut wie nichts zu tun – außer, dass Watzlawick an Fallbeispielen erzählt, wie man sich als „Minderwertigkeitskomplexler“ dauernd ein Bein stellt, um sich selbst das Leben zu vergällen. Das tut die Heldin des Films auch. Im übrigen hat man einen wirkungsvollen Titel gekauft. Der Zusammenhang bleibt mehr als vage.
Vergessen wir also den guten Watzlawick und wenden wir uns Tiffany Blechschmid zu – schon der Name sagt viel. Und wie Johanna Wokalek mit Leidensmiene durch ihr Schicksal geht, das ja so fürchterlich auch wieder nicht ist, das kann durchaus amüsieren. Was will sie? Sie hat einen gut gehenden Feinkost-Laden mit Mittagstisch, ein paar verrückte, aber nette Angestellte (David Kross, der so gerne Rosen aus Karotten schnitzt, schleppt auch als Maskottchen einen alten Roma herbei, der freundlich verköstigt wird – es ist nicht wirklich ein Problemfilm), und im übrigen die Sorgen aller Frauen in ihren späten Dreißigern, die noch allein sind: Wo ist der Richtige?
Nun gibt es allerdings in dem Film eine klassische Klischeefigur, die uns erklären will, warum Tiffany so blechschmidig ist, wie sie ist: Welch ein Vergnügen, Iris Berben einmal nicht als die ewig patente, nicht alternde Frau ihrer Fernsehrollen zu sehen, sondern als Alptraum einer zwar toten, aber immer wieder höchst lebendig erscheinenden Mutter. Sie ist der Typ, der die Tochter schon als kleines Kind so heruntermacht, dass diese nie richtig auf die Beine kommt. Das gibt es, und so traurig das ist, so lustig ist es auch.
Was die Männer betrifft, so hat Tiffany es einen Seelentröster im Opa-Alter (Michael Gwisdek), und im übrigen sausen drei Herren der Schöpfung vorbei, die so halb und halb in Frage kommen (das ist für die Durchschnittsfrau ohnedies nicht wenig!) – der ehemalige, einst angeschwärmte, jetzt ein bisschen angekratzte Klavierlehrer (Richy Müller), der in ihrer Kindheit eine noch ganz andere Rolle gespielt hat, wie Tiffany verspätet erfährt. Ein Polizist (Benjamin Sadler), der es im entscheidenden Augenblick nicht bringt – deshalb muss man sich ja nicht gleich umbringen. (Aber er wäre es ohnedies nicht gewesen, er hatte Frauen und Kinder.) Und schließlich ein Fotograf (Itay Tiran) mit so neurotischem Hund, dass dieser es an Zickigkeit mit Tiffany aufnehmen kann…
Ehrlich: Wenn man bescheiden ist, die Ansprüche an ein deutsches Lustspiel nicht hoch schraubt und die Arbeit von ein paar guten Schauspielern zu würdigen weiß – ja, dann kann man sich bei der „Anleitung zum Unglücklichsein“ auch recht gut unterhalten. Mehr ist es allerdings nicht.
Renate Wagner