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A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST

27.05.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Million Ways to die in the West~1

Ab 29. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST
USA / 2014
Drehbuch, Regie, Produktion, Hauptrolle: Seth MacFarlane
Mit: Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Giovanni Ribisi u.a.

In Wikipedia kann man nachlesen, dass Seth MacFarlane auf jenem Flugzeug gebucht war, das von Terroristen ins World Trade Center gelenkt wurde, und dass er es in letzter Minute versäumt hat. Für ein geschenktes Leben könnte man Gott besser danken, als damit, extrem geschmacklose Filme zu drehen – vor allem, wenn man es eindeutig besser könnte.

Seth MacFarlane, 40, aber mit dem törichten Jungengesicht eines Spät-Zwanzigers, ist mit seinen Zeichentrickserien à la „Family Guy“ in den USA bekannt geworden. Dann juckte ihn die große Leinwand – und „Ted“, die Geschichte des obszönen Stoffbären (dem er selbst die Stimme lieh), wurde höchst erfolgreich.

Fäkalkomik hat offenbar ihre Fans, Brutalo-Witze auch – mit seinem nächsten Film „A Million Ways to Die in the West“ stellt sich MacFarlane (die Eitelkeit wird immer drängender) selbst in der Hauptrolle vor die Kamera (Drehbuch, Regie, Produktion selbstverständlich inbegriffen, nur, was man selbst macht, ist gut gemacht?) und erweist sich als Nachfolger / Nachahmer des Geschmacklos-Virtuosen Adam Sandler. Viel Erfolg, die Amis mögen das. Und bei uns vermutlich auch ein paar Leute…

Dabei wäre der Mann nicht schlecht. Weder sein Name noch sein geradezu uninteressant-glattes amerikanisches Gesicht lassen vermuten, er könnte jüdischer Herkunft sein, aber wenn er witzig ist, dann ist er es verbal durchaus auf die beste jüdische, satirisch-absurde Art. Aber nebenbei muss eben noch in einen großen Hut geschissen werden, die Schafe müssen ihm ins Gesicht pissen, und Todesfälle können auf die grausigst-schaurigste Art vollzogen werden, damit schallendes Gelächter herauskommt. Kurz, für empfindsame Seelen killt sich Seth MacFarlane selbst. Für andere…

Er spielt – irgendwo in einem kleinen Ort des Wilden Westens – einen törichten Schafzüchter namens Albert (allein, wie er seine alten, blöden Eltern ausstellt, ist unsagbar brutal), der in das berechnende Mägdelein Louise verliebt ist, die ihn wegen eines reichen Bartträger (Neil Patrick Harris, herrlich dümmlich) sitzen lässt: Amanda Seyfried muss sich sogar wegen ihrer Glupschaugen verhöhnen lassen – also, wenn das nicht allen Regeln politischer Korrektheit widerspricht! (Aber schließlich kann man diese Louise ja nicht leiden!)

Im Wilden Westen von 1882, den Albert inbrünstig hasst, so dass es seine Lieblingsbeschäftigung ist, die hier üblichen Todesarten aufzuzählen, gibt es natürlich auch Banditen: Dass Liam Neeson es nötig hat, hier einen solchen zu spielen, sieht man nicht ein, aber er bekam wohl Gage dafür, dass er nichts weiter tut als grimmig dreinzusehen. Ihm zur Seite seine Gattin Anna, schießgewandte Gangsterbraut, die in dem kleinen Ort untertaucht und sich um Albert kümmert. Ganz abgesehen davon, dass Charlize Theron unübersehbare zehn Jahre älter ist als er und folglich nicht gerade in die Rolle der Herzensdame passt (abgesehen davon, dass sie sich locker geben mochte und vor Humorlosigkeit zu strotzen scheint).

Aber was soll’s in einem Film, wo alles schräg ist, wo der brave Edward (Giovanni Ribisi) töricht stolz auf seine Freundin ist (Sarah Silverman könnte nicht unschuldsvoller durchtrieben sein) – weil sie doch im örtlichen Bordell so viel Erfolg hat, die perversesten Wünsche zu befriedigen. Nur mit Edward will sie vor der Ehe wirklich nicht schlafen, schließlich ist sie katholisch…

So war der Wilde Westen vermutlich nicht, und von Seth MacFarlane würde man sich wünschen, dass er in seiner kruden Mischung von brillant und blöd demnächst die Brillanz ein bisschen hervorkehrt und die Blödheit (und Geschmacklosigkeit) zurückdrängt … Aber man muss sich keine Illusionen machen: Das ist mit Sicherheit ein vergeblicher Wunsch.

Renate Wagner

 

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