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ZÜRICH/ Tonhalle: JAKUB HRŮŠA MIT DVOŘÁK UND SUK / Tonhalle-Orchester Zürich

30.04.2021 | Konzert/Liederabende

JAKUB HRŮŠA MIT DVOŘÁK UND SUK – Tonhalle Zürich, Vorstellung: 29.04.2021, 20.30

dvosu

>>> LIVE-STREAM am 30.04.2021: https://www.tonhalle-orchester.ch/news/livestream-hrusa/

Viva Bohemia!

Dank der unerwarteten Lockerungen vom 14. April 2021 sind in der Schweiz seit dem 19. April wieder kulturelle Veranstaltungen mit maximal 50 Besuchern möglich. So spielen die Institutionen wieder vor – wenn auch eingeschränktem – Publikum. Nach einer Serie Konzerte mit Marc-André Dalbavies Flötenkonzert und Sergej Rachmaninows Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27 unter dem ehemaligen Chef-Dirigenten Lionel Bringuier beglückt das Tonhalle-Orchester seine Zuhörer nun mit einem an zwei Tagen je zweimal gespielten Konzert mit Antonín Dvořáks Violinkonzert a-Moll op. 53 und Josef Suks Suite für grosses Orchester «Pohádka» («Märchen») op. 16. Es dirigiert Jakub Hrůša, der Solist ist Josef Špaček.

Das Violinkonzert a-Moll op. 53 ist das einzige Konzert Dvořáks für dieses Instrument. Es entstand 1879 auf Anfrage von Dvořáks Verleger Fritz Simrock: «Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger?» Der gute Geiger, an den Simrock dachte – das war auch klar – war der Virtuose Joseph Joachim, der kurz zuvor das Violin-Konzert in D-Dur op. 77 von Brahms uraufgeführt hatte. Und Brahms hatte Dvořák dem Verleger Simrock empfohlen: «Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben». Dvořák legte den Entwurf seines Konzerts dem Widmungsträger, damals Direktor der Berliner Musikhochschule, vor. Joseph Joachim antwortete mit Änderungs- und Verbesserungs-Vorschlägen, worauf Dvořák das Konzert nochmals überarbeitete. Simrock legte Joachim dann die überarbeitete Fassung vor. Dieser antwortete aber nicht mehr und so spielte František Ondříček die Uraufführung am 14. Oktober 1883 in Prag.

Josef Špaček spielt Dvořáks Violinkonzert schlicht überwältigend. Die Abstimmung mit Jakub Hrůša an der Spitze des Tonhalle-Orchesters Zürich ist perfekt und so tragen Dirigent und Orchester den Solisten auf Händen durch das Werk. Špaček begeistert mit einem hellwachen, überaus präsenten und höchst virtuosem Spiel. Keine Klippe der Partitur ist zu schroff, um sie nicht zu meistern: von zartesten lyrischen Tönen über die an die slawischen Tänze erinnernden Melodien bis zum runden, vollen Klang kann Špaček seiner Geige jeden nur denkbaren Ton entlocken. Es ist das pure Vergnügen dem tief verinnerlichten Spiel des Solisten zu lauschen und zu spüren, wie sich alle Beteiligten freuen wieder vor Publikum spielen zu können

Josef Suks Suite für grosses Orchester «Pohádka» («Märchen») op. 16 ist das Arrangement für den Konzertsaal, das Suk aus «Radúz a Mahulena (Radúz und Mahulena) – Szenisches Melodram in 4 Akten für Alt, Tenor, Sprecher, vierst. gemischten Chor und Orchester op. 13» erstellte. Die Bühnenmusik zum des symbolistischen Dichters Julius Zeyer komponierte Suk in den Jahren 1897/1898 und arrangierte es dann 1899/1900 für den Konzertsaal. Immer wieder wird der Zuhörer an Werke von Antonín Dvořák erinnert. Josef Suk war nicht nur ab 1891 dessen Meisterschüler, sondern auch ab 1898 dessen Schwiegersohn. Auch wenn Dvorak Suks Vorbild war, ist das Werk völlig eigenständig und zieht den Zuhörer, was Instrumentierung und Dramatik angeht, sofort in den Bann. Satzüberschriften geben jeweils einen Hinweis, was aus der Liebesgeschichte der Königskinder Radúz und Mahulena, deren Liebe so einige Hindernisse überwinden muss, in der Musik zu hören ist.

Jakub Hrůša und dem Tonhalle-Orchester Zürich gelingt ein kaum zu übertreffende Aufführung. Die verschiedenen Instrumentengruppen, allen voran die Bläser (traumhaft!), sind bestens disponiert und die Abstufungen perfekt gewählt, so dass sich der Zuhörer, in tiefer Dankbarkeit endlich wieder Musik leibhaftig erleben zu dürfen, ganz der Musik hingeben kann.

Ein grossartiges Konzert!

Weitere Aufführungen: 30.04.2021, 18.30 und 20.30

LIVE-STREAM am 30.04.2021, 18.30: https://www.tonhalle-orchester.ch/news/livestream-hrusa/

29.04.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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