Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ZÜRICH/ Tonhalle: ANGELA HEWITT SPIELTE BACH – Ein ungetrübtes Vergnügen bei höchstem Kunstgenuss

08.06.2016 | Konzert/Liederabende

Zürich: ANGELA HEWITT SPIELTE BACH – Tonhalle, 7.6.2016  

Ein ungetrübtes Vergnügen bei höchstem Kunstgenuss

Angela Hewitt High Res 7 - credit Richard Termine
Angela Hewitt. Copyright: Richard Termine

Angela Hewitt, die kanadische Pianistin, die sich vor allem mit ihren CD-Einspielungen des Klavierwerks von J.S. Bach einen Namen gemacht hat, gastierte am 7. Juni in Zürich. Mit dem Zürcher Kammerorchester (ZKO) unter der Leitung von Konzertmeister Willi Zimmermann musizierte die Künstlerin an einem Abend ganze fünf Klavierkonzerte des Leipziger Meisters. Dramaturgisch geschickt aufgebaut war das Programm: In der ersten Hälfte des Abends hörten wir die Klavierkonzerte Nr. 3, 5 und 7, wogegen nach der Pause die beiden Konzerte 2 und – als Höhepunkt – die Nummer 1 erklangen. Bach hat ja oft Werke für andere Besetzungen umgeschrieben. So hörten wir das bekannte Violinkonzert E-Dur als Klavierkonzert Nr. 1 in D-Dur und das ebenso populäre Violinkonzert a-Moll als Klavierkonzert Nr. 7 in g-Moll. Es ist immer wieder interessant zu hören, wie sich Charakter und Ausdrucks-Amplitude durch eine Umbesetzung von der Geige zum Klavier total verändern, obwohl es das dasselbe Werk ist.

Und wenn dann eine Künstlerin vom Rang einer Angela Hewitt mit dem mit Verve aufspielenden ZKO vom Flügel aus die Zügel straff in der Hand hält, dann erklingen die Werke mit einer gesunden Frische und unverbildeten Musikalität. Nichts ist da aufgesetzt oder „herumgedeutelt“. Alles klingt selbstverständlich und natürlich – und ist doch von hoher künstlerischer Qualität. Ganz besonders gefiel neben der frischen und tänzerisch bewegten Herangehensweise bei den schnellen Sätzen die stille Versenkung in die Tiefen der langsamen Mittelsätze. Beim Klavierkonzert Nr. 2 E-Dur (ursprünglich für Oboe geschrieben) ergriff der Mittelsatz mit seinen Anklängen an die magische Passage in der Matthäus-Passion bei „Am Abend, als es kühle ward“. Und dann erklang als höchste Steigerung das Klavierkonzert Nr. 1 in d-Moll mit dem hinreissenden 1. Satz und dem an Beethovens 2. Satz des 4. Klavierkonzerts gemahnenden Bach‘schen Mittelsatz. Angela Hewitt spielte nicht nur die Solo-Partien sondern auch die Colla Parte-Partien, d.h. das Mitspielen mit dem Orchester. Eine unglaubliche Leistung dieser so ganz unspektakulären Künstlerin. Hier galt‘s wahrlich der Kunst – und diese durften wir an diesem Abend in vollen Zügen geniessen.

John H. Mueller 

 

 

Diese Seite drucken