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ZÜRICH/ Opernhaus: SIMON BOCCANEGRA – im Palazzo Venezia. Wiederaufnahme

13.12.2021 | Oper international

Giuseppe Verdi: Simon Boccanegra • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 12.12.2021

Simon Boccanegra im Palazzo Venezia

Nach dem coronabedingtem Stream der vergangenen Saison feiert Andreas Homokis Inszenierung von Verdis «Simon Boccanegra» mit der ersten Wiederaufnahme Premiere vor realem Publikum. Auf den Stream und das Entstehen der Produktion unter Einhaltung eines strengen Infektions-Schutzkonzepts wird in einem Avis im Programmheft hingewiesen.

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Foto © Monika Rittershaus

Die Anwesenheit des Chores auf der Bühne war nicht gestattet und die Distanzregeln waren einzuhalten. Regisseur und Intendant Andreas Homoki habe ein Inszenierungskonzept entwickelt, das auch über die Corona-bedingten Abstandsregeln hinaus volle Berechtigung und Gültigkeit habe. Deshalb werde auch in zukünftigen Aufführungen an der Inszenierung festgehalten.

So intensiv wie Homoki in seiner Inszenierung die Drehbühne einsetzt, sorgt er gleich auch noch für die Umsetzung der Aufforderung regelmässig zu lüften. Da muss selbst Gabriele Adorno bei seinem Besuch seiner Geliebten Amelia durchs Fenster einsteigen. Würde die Drehbühne zum Charakter des Stückes passen, und wären die Umbauten besser geprobt, wäre das kein Problem. Die Verwendung des Vorhangs schränkt die Luftzirkulation natürlich auch unnötig ein. Wenig konsequent wird er beim Wechsel vom 2. zum 3. Akt verwendet, schliesslich muss der Volksaufstand auf der Bühne kenntlich gemacht werden, bleibt aber beim Wechsel vom Prolog zum ersten Akt, wo gemäss Handlung 25 Jahre vergehen, und auch sonst oben. Der Chor der Oper Zürich ist weiter nicht auf der Bühne anwesend (der Statistenverein am Opernhaus Zürich hält die Stellung) und wird elektronisch verstärkt. Angesichts der hervorragend Leistungen des Chors in den letzten Premieren ist die Berechtigung dieser Klangverfälschung mit Hall mehr als fraglich. Schwierig ist die Verlegung der Handlung (Ausstattung Christian Schmidt) in die Jahre 1895 und 1920, also in die Zeit des aufkommenden Faschismus. Benito Mussolini war zwar ebenfalls gut 25 Jahre in Italien bestimmend. Aber was hat er mit dem Humanismus des Opern-Simon zu tun?

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Foto: Monika Rittershaus

Unter der musikalischen Leitung von Marco Armiliato bringt die Philharmonia Zürich die wohl «dunkelste» Partitur Verdis perfekt zu Gehör. Armiliato gelingt es wunderbar die verschiedenen Stile Verdis, gespielt wird die 1881 überarbeitete Fassung der 1857 uraufgeführten Oper, ohne Verlust an Geschlossenheit herauszuarbeiten. Den Sängern ist er ein vorzüglicher Begleiter.

Ludovic Tézier gestaltet den Simon Boccanegra so, dass keine Wünsche offenbleiben. Überragend die Sensibilität und szenische Präsenz. Christof Fischesser als Jacopo Fiesco ist ihm ein schüchterner, aber würdiger Gegenspieler. Jennifer Rowley gibt resolute, kraftvolle Amelia Grimaldi. Otar Jorjikia als ihr Geliebter Gabriele Adorno kann leider nicht ganz mithalten. Er will wohl zu viel, so dass die Stimme gegen Ende phasenweise heiser zu klingen beginnt. Mit Nicholas Brownlee als Paolo Albiani und Brent Michael Smith als Pietro sind diese beiden oft unterschätzten Rollen stimmschön und würdig besetzt. Bożena Bujnicka als Magd Amelias und Savelii Andreev als Hauptmann der Armbrustschützen ergänzen das Ensemble.

Das Statement für Frieden und Liebe und gegen Polarisierung bleibt leider unklar.

Weitere Aufführungen:

Mi. 15. Dez., 19.00; Fr. 17. Dez., 19.00; Mi. 22. Dez., 19.00; So. 26. Dez., 20.00; Do. 30. Dez., 19.30.

 14.12.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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