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ZÜRICH/ Opernhaus: LIEDERABEND MAURO PETER

In der Königsklasse angekommen

30.05.2018 | Konzert/Liederabende


Mauro Peter. Copyright: Franziska Schrödinger

Zürich: LIEDERABEND MAURO PETER – 28.5.2018

In der Königsklasse angekommen 

Der seit der Saison 2013/14 dem Opernhaus Zürich als Ensemblemitglied angehörende junge Schweizer Tenor Mauro Peter hat seitdem eine beachtliche, aber auch klug geplante Karriere hingelegt. Umjubelte Auftritte in Wien, Salzburg und allenthalten auf der ganzen Welt haben dem sympathischen Sänger nicht geschadet: Mauro Peter ist nach wie vor von derselben Natürlichkeit und spontanen Herzlichkeit. Das teilt sich auch sofort mit, wenn er mit einem strahlenden Lächeln an den Flügel tritt und gleich zu Beginn voll „da“ ist. Assistiert, mehr als das, nämlich sein Mentor und Duo-Partner ist am Flügel der unvergleichliche Pianist Helmuth Deutsch. Diese kammermusikalische Künstler-Partnerschaft ist es auch, die diesen Liederabend so besonders auszeichnet.

Mauro Peter singt berückend schön, ohne dabei in irgendwelche Manierismen zu verfallen. Es ist schon erstaunlich, über welch selbstverständliche Technik dieser junge Mann schon verfügt. Alles kommt wie von selbst, die Stimme wird auf dem Atem geführt, kein Ton wirkt angestrengt und in keiner Lage wird auf die Stimme gedrückt. Das ergibt dann diesen „fliessenden Klang“, der einen gerade bei der Auswahl von Schubert-Liedern im ersten Teil des Konzertabends beglückt. Auch diese spontan wirkende Musikalität, mit der Mauro Peter diese Kleinodien präsentiert, und der erzählerische Duktus, den er diesen Juwelen angedeihen lässt, machen Peter zu einem idealen Lied-Sänger.

Mit „An Sylvia“ beginn Mauro Peter souverän den Abend, setzt ihn fort mit der sehnsüchtig, aber doch nicht sentimental übertriebenen „Stimme der Liebe“, findet Ruhe bei „Dass sie hier gewesen“, steigt ohne Probleme in den sturmumbrausten „Wildemann“ ein, um dann über „Die Liebe hat gelogen“ zu einem wundersam berührenden „Wandrer Nachtlied“ und einem beschwingten Ausklang der Schubert-Liedgruppe mit „Im Frühling“ zu finden.

Den zweiten Teil des Liederabends widmeten Mauro Peter und Helmuth Deutsch dem Liedschaffen Franz Liszts, wovon sie eine nicht oft gehörte Auswahl boten. Als Alternative zu Schumanns in der Dichterliebe vertontem Heine-Gedicht „Im Rhein, im heil‘gen Strome“ gibt’s auch eine durchaus konkurrenzfähige Version von Liszt. Sehr schön ausschwingend die Wellenbewegung im Klaviersatz, die Helmuth Deutsch impressionistisch zum Erklingen brachte. Dann im Unterschied zu Schuberts Vertonung von Goethes „Es war ein König von Thule“ die Variante von Liszt, schon balladesk in der Stimmführung und vom Klavier dramatisch untermalt. Auch Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh“ hat sich Liszt angenommen und eine sehr schöne eigenständige Variante – anders als Schubert – komponiert. Sehr gut Heines Gedicht „Vergiftet sind meine Lieder“ mit dem grimmigen Schluss: Ich trage im Herzen viel Schlangen, und dich, Geliebte mein. – „Die stille Wasserrose“ (Geibel) und „Die Glocken von Marling“ waren wiederum klangmalerisch, vorausschauend auf den Impressionismus eines Debussy, gehalten. „Die drei Zigeuner“ ist ein sinniges Gedicht von Lenau, wo sich Witz mit Nachdenklichkeit mischt. In italienischer Sprache sang dann Mauro Peter mit im Laufe des Abends zur vollen Klangpracht aufblühendem Tenor die „Tre Sonetti di Petrarca“ – wunderbare Kompositionen von Liszt, die es durchaus zu vermehrter Beachtung in Konzerten verdient hätten.

Die Liszt-Liedgruppe schloss das kongenial musizierende Duo Peter/Deutsch mit „Es muss ein Wunderbares sein“ als erste Zugabe ab, die wunderbar schlicht musiziert und ohne Schmalz gesungen eigentlich eine ganz fabelhafte Komposition ist, wenn sie so „sauber“ dargeboten wird, eben ohne falsche Sentimentalität. Dann wieder zurück zu Schubert mit dem kecken Lied „Ich wollt, ich wär‘ ein Fisch“, welches das Duo humorvoll und mit einem Augenzwinkern interpretierte. Und mit einem mit der Welt versöhnlichen „O wie schön ist deine Welt“ (Im Abendrot) wurden wir mit Schuberts genialer Komposition in die laue Sommernacht entlassen…

John H. Mueller

 

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