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ZÜRICH/ Opernhaus: LIEDERABEND MALENA ERNMAN – mehr Recital als Liederabend

Zürich: LIEDERABEND MALENA ERNMAN – 17. März 2014 , Opernhaus Zürich

Mehr Recital als Liederabend

Durch die krankheitsbedingte Absage von Nina Stemme gelangten wir zu einem eher ungewöhnlichen Liederabend der schwedischen Sängerin Malena Ernman. Die Sängerin hat als Ruggiero in der von Erfolg gekrönten Aufführung von Händels „Alcina“ neben Cecilia Bartoli Furore gemacht. Nun aber stellte sich die extrovertierte Künstlerin in einem Recital, begleitet vom Gitarristen Mats Bergström, dem Zürcher Opernhaus-Publikum vor. Und man wurde in der Tat nicht enttäuscht. Malena Ernman sang quer durch den Gemüsegarten eine Ansammlung von Arien und Liedern, die sie in allen Facetten ihres sängerischen Könnens präsentierten. Es begann leider etwas eher mühsam mit dem schwierigen Mozart-Lied Abendempfindung und daran schloss sich gleich die übertrieben vorgetragene Cherubino-Arie „Non so più“ an. Mit zwei Liedern von Schubert (Heidenröslein und Am Tage aller Seelen) tat sich die Schwedin allerdings keinen grossen Gefallen. Zu wenig war ihre Stimme flexibel und steife Töne, vor allem in der Höhe, beeinträchtigten den Gleichfluss der Stimme. Besser war‘s da schon um Solveigs Lied bestellt, das Malena Ernman aber recht robust und mit unsauberer Höhe vortrug, und mit „Ich liebe dich“, das ihr dann wirklich sehr schön gelang. Von Hugo Alvén erklang „Skogen sover“ und von Wilhelm Peterson-Berger „Jungfrun under lind“. Der vorzügliche Gitarrist Mats Bergström spielte sodann eine Adaption von J.S. Bachs Partita Nr. 3 E-Dur, wie er für die meisten der Bearbeitungen der Klavier- und Orchesterbegleitung der Stücke dieses Abends verantwortlich zeichnete. Er spielte höchst zuverlässig und virtuos und war der Sängerin ein guter Partner. Vor der Pause setzte die Sängerin mit der Arie des Ruggiero „Verdi prati“ aus der „Alcina“ von Händel einen ersten wirklichen Höhepunkt. Da kamen alle Vorzüge der Sängerin zum Tragen: eine wunderbar fliessende Stimme im Mezzo- und Pianobereich, ein gutes Legato, Schattierungen und Nuancierungen, die ganz nach innen genommen waren. Den 1. Teil des Abends schloss die Sängerin mit der furiosen Arie „Crude furie“ des Serse aus Händels gleichnamiger Oper. Leider unterbrach die Ernman mitten in den Koloraturen die Arie, um dem Publikum anzukündigen, es könne jetzt dann gleich in der Pause etwas trinken gehen. Muss sowas sein?

Nach der Pause war die Stimme schon wesentlich besser in Schwung und mit der „Vocalise-Étude“ von Maurice Ravel konnte die Sängerin einmal mehr zeigen, was in ihr drinsteckt. So entwickelte sich auch ein betörender Klang. Leider waren die beiden darauf folgenden Arien der Carmen zu sehr auf Effekt und wohl im Chanson-Stil gesungen. Ihre manchmal burschikose Mimik trug nicht eben zur Charakterisierung einer Carmen bei.

Dass Malena Ernman der Crossover sehr liegt, bewies sie mit den Liedern von Kurt Weill (Nannas Lied, Je ne t’aime pas), von Nils Lindberg das Shakespeare-Sonnett „Shall I compare Thee“ und von Michel Legrand „The Summer knows“. Hier gelangte die Sängerin zu einer Intimität des Ausdrucks, die sie vorher so nicht zeigen konnte oder wollte? Sehr schön waren auch die 3 Songs von Duke Ellington, die dieser für die vor kurzem in hohem Alter von 90 Jahren verstorbene Jazz- und Schlagersängerin Alice Babs geschrieben hatte. Malena Ernman widmete sie an diesem Abend dieser Sängerin. Erstaunlich wie die Ernman auch den Stil des Crooning beherrscht und diese Songs authentisch rüberbringen konnte. Zum Schluss dann Rosinas Arie „Una voce poco fa“, die Malena Ernman mit beeindruckenden Koloraturen, doch mit auch mit überflüssigen Witzchen ausstaffierte. Dem Publikum gefiel’s – und das ist auch gut so. Die Zugaben bewiesen, dass die Sängerin mit ihrem bunt zusammengewürfelten Programm das Publikum für sich einnehmen konnte. Vielleicht dürfen wir auch mal einen „seriösen“ Liederabend von ihr hören?

John H. Mueller

 

 

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