Liederabend Camilla Nylund • Opernhaus Zürich • 19.05.2022
Der kühle Abend eines heissen Frühsommertags
Vor ihren Auftritten als Isolde zum Saisonschluss (ab 26. Juni 2022) gab Camilla Nylund am Opernhaus Zürich einen Liederabend. Am Klavier begleitete sie ihr Landsmann Joonas Ahonen.
Foto © Facebook
Camilla Nylund begann den Abend mit einem Block von Liedern von Jean Sibelius: «Kaiutar», «Men min fågel märks dock icke», «Norden», «Soluppgång», «Jubal», «Flickan kom ifrån sin älsklings möte» und «Svarta rosor». In «Men min fågel märks dock icke» kam die Leuchtkraft von Nylunds Stimme besonders gut zur Geltung, in «Jubal» faszinierte die Lyrik ihrer Stimme. Nach diesem ersten Block wandte sich die Sängerin sehr sympathisch an das Publikum im angenehme kühlen Opernhaus und erklärte die Dominanz der Vögel in den Liedern von Sibelius: sie stünden in Finnland mit dem späteren Frühling und kürzeren Sommer als in Mitteleuropa für die Gefühle der Menschen, die die Jahreszeiten und die Natur entsprechend intensiv erlebten. Als zweiter Block folgten Lieder von Gustav Mahler: «Wer hat dies Liedlein erdacht», «Wo die schönen Trompeten blasen», «Das irdische Leben», «Urlicht», «Verlorne Müh» und «Scheiden und meiden» mit überraschender Melodik. Bermerkenswert war die fahle Färbung der Stimme in «Das irdische Leben» und wie Nylund «Scheiden und meiden» als Unterhaltung gestaltete.
Nach der Pause folgten die «Sieben frühe Lieder» Alban Bergs und ein Block mit Liedern von Richard Strauss: «Heimliche Aufforderung», «Ruhe meine Seele», «Malven», «Georgine», «Morgen» und «Cäcilie». Auch hier dominieren wieder Dekadenz und Endzeitstimmung des Fin-de-siècle, die Nylund in den Liedern perfekt zur Geltung bringt. Mit Zugaben von Wagner und Sibelius entlässt die Sängerin das spärlich erschienene, aber umso stärker enthusiasmierte Publikum in den Abend.
Nächster Liederabend:
Mi. 15. Juni 2022, 19.30: Bryn Terfel, Annabel Thwaite, Klavier, Hannah Stone, Harfe.
21.05.2022, Jan Krobot/Zürich