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ZÜRICH: LES CONTES D’HOFFMANN – erschwerte Wiederaufnahme in wechselnder Besetzung

30.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Zürich: LES CONTES D’HOFFMANN – 29.3.2014   Erschwerte Wiederaufnahme in wechselnder Besetzung

Zürich: LES CONTES D’HOFFMANN – 29.3.2014 

Erschwerte Wiederaufnahme in wechselnder Besetzung

Die 2010 noch in der Ära Pereira von Grischa Asagaroff in den Bühnenbildern von Bernhard Kleber unter Schwierigkeiten aus der Taufe gehobenen Offenbach-Oper (die erkrankte Elena Mosuc musste kurzfristig durch 3 verschiedene Sängerinnen ersetzt werden) erlebte nun ihre Wiederaufnahme in neuer Besetzung. Doch nicht genug gefeit von Problemen, sagte leider der mit Spannung erwartete Tenor Bryan Hymel in der Titelpartie ab, sodass die Wiederaufnahme nur mit dem eilends aus Stuttgart herbeigeeilten Erin Caves, der an der Seite sang, während eine Regieassistentin als Hoffmann auftrat, vonstatten gehen konnte. Nun, Ende gut, Alles gut, schliesslich konnte der versierte Hoffmann-Sänger Marc Laho kurzfristig gewonnen werden, der ein Gewinn für diese Aufführung ist. Marc Laho, der offenbar mit allen Fassungen der Offenbach-Oper vertraut ist, singt mit einer beeindruckenden musikalischen Sicherheit und souveränen Stimmgebung. Er zeigte sich in jedem der vielen Soli, Duette und Ensembles mehr als gewachsen und damit, dass auch ein Sänger, der keinen Starruhm geniesst, sehr wohl ein sehr guter Künstler sein kann. Seine Stimme, die er in einem perfekten Französisch erklingen lässt, besitzt ein Timbre, das in etwa an den  berühmten Alain Vanzo, nur metallischer, erinnert. So waren alle Höhen da, die Stimme sprang im Lied von Klein-Zack schnell an und hatte für die lyrischen Passagen auch ein gutes Legato. Also ein durchaus vollwertiger Ersatz! 

Die Palme unter den Damen gebührt der Hosenrolle und zwar Anna Stéphany als Niklausse und Muse. Wie diese junge Sängerin mit ihrer herrlich timbrierten und flexiblen Stimme schon im Prolog das Publikum zu Bravos hinreissen kann, ist schon ein Ereignis. Es ist also nur berechtigt, wenn die Partie Niklausse/Muse in dieser Fassung durch verschiedene Solostücke aufgewertet wird, wenn man eine solche Sängerin im Ensemble hat! Als Olympia präsentierte sich Jane Archibald mit einer köstlichen Marilyn Monroe-Parodie und sang die Koloraturen klar und schlank, wobei sie noch ein paar Schwierigkeiten einbaute! Rachel Harnisch war die mädchenhafte Antonia mit klarem Sopran und kostbarem Timbre. Die Rumänin Alexandra Turnicera (eingesprungen für Veronica Simeoni) war eine Giulietta zum Anschauen und Hinhören: eine dunkel timbrierte Stimme mit fast dramatischer Höhe. Mal gespannt, wie sich die Sängerin weiterentwickelt.

Susanne Grosssteiner war die elegante Stella. Der vierfache Bösewicht war wieder Laurent Naouri, der mit seinem charaktervollen Bariton die Lindorf-Partien – einschliesslich der originalen Diamentenarie – sehr gut sang, aber zu wenig dämonisch und eigentlich zu bürgerlich wirkte. Michael Laurenz war eine köstliche Type in den Dienerrollen – mit beachtlichem Charaktertenor! Und Benjamin Bernheims schöne Stimme durfte man wiederum nur in der kleinen Partie des Spalanzani hören. Reinhard Mayr (Dr. Crespel), Cheyne Davidson (Schlehmil), Irène Friedli (Antonias Mutter), Andreas Winkler (Nathanael) und Kresimir Strazanac (Hermann) vervollständigten das Ensemble mehr als adäquat. Chor (Einstudierung: Jürg Hämmerli) und die Philharmonia spielten unter der umsichtigen Leitung des GMD Fabio Luisi einen transparenten und doch vorwärts drängenden Offenbach. Die Inszenierung, die keine grossen Stricke zerreisst, ist aber durchaus spielbar und hat sich über die Jahre gut gehalten.

John H. Mueller

      

 

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