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WIEN/ Stadthalle: ALICE COOPER – der Urvater des Schockrocks

28.11.2017 | Konzert/Liederabende

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Foto: Harald Lacina

Stadthalle Wien : ALICE COOPER am 27.11.2017

–Die p.t. Leser und Leserinnen mögen mir verzeihen, dass ich der Legende Alice Cooper, dem Urvater des Schockrocks, meine Reverenz erwies und ich wurde, das sei vorangestellt, von seiner Bühnenshow nicht enttäuscht. An den Garderoben bot man Ohrstöpsel zur freien Entnahme und zum Schutz des Gehörs an. Ich war froh, diese in meine sensiblen Ohren gesteckt zu haben, denn die Musik drang aus den Boxen „megalaut“. Im Vorprogramm hatte man die schwedische Rockband „Europe“ auftreten lassen, deren agiler Sänger Joey Tempest, dem man nicht ansieht, dass er 1963 geboren wurde, mit seiner fesselnden Stimme das Publikum in seinen Bann zog und auch vor direkten Berührungen mit den kreischenden Fans nahe des Bühnenrandes nicht zurückschreckte. Mit „The Final Countdown“ und dem Klassiker „Rock The Night“ konnten sich die Gruppe trotz fehlender Bühnenshow im Vorprogramm einigermaßen bewähren. Viel zu früh, nämlich nach genau einer Stunde war dann Pause.

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Foto: Harald Lacina

Aber man war ja wegen Alice Cooper, gekommen, dem im Mai 2004 sogar der Ehrendoktorwürde „Doctorof Music“ von der Grand Canyon University in Phoenix in Arizona verliehen wurde. Und der bald 70jährige tritt gleichsam als Zeremonienmeister mit Stab in der Hand in der perfekt auf ihn zugeschnittenen absurden Horrorbühnenshow auf und eröffnet mit „Brutal Band“ und einer Mumie sowie einem Skelett erwartungsgemäß die Show. Im Verlauf der Show wurde Alice Cooper in ein drei Meter großes Frankensteinmonster zum Hit „Feed My Frankenstein“ verwandelt und in eine Zwangsjacke gesteckt. Und vor seinemGuillotinieren zu den Klängen von „I Love Dead“ wurde Alice Cooper noch von seiner Frau Sheryl in Gestalt einer aufreizenden Krankenschwester aufgereizt.

Wenn man die in theatralischer Hinsicht durchaus beeindruckende Bühnenshow von Alice Cooper, so wie ich, das erste Mal sieht, empfindet man die Aufnahme der ursprünglichen Alice Cooper Band in die Rock and Roll Hall ofFame für ihre Verdienste im Bereich des Rock ‘n’ Roll im Jahr 2011 für durchaus gerechtfertigt. Es ist bekannt, dass Alice Cooper in seinen Anfängen provozieren wollte, was ihm heute natürlich mit seiner Bühnenshow nicht mehr gelingt. Aber man hat sich ja an das Grauen gewöhnt, wird es einem doch tagtäglich in allen Medien präsentiert. Dagegen wirkt eine Show von Alice Cooper eher noch wie eine Fahrt mit der guten alten Geisterbahn im Wiener Prater. Dort gibt ebenso Riesenspinnen, Skelette, Mumien, Erhängte, etc. Alice Cooper geht aber, meiner Meinung nach, über das bloße Schockieren wollen hinaus. Er führt eine moralische Geschichte im Sinne der mittelalterlichen Passionsspiele auf, in deren Verlauf der Böse bestraft wird und am Schluss eine Art Auferstehung stattfindet, indem Alice Cooper nun nicht mehr in gothicblack gekleidet ist, sondern in einem strahlend weißen Frack, der damit symbolisch das „Böse“ überwunden hat. Immerhin während der Show waren von Seiten der Musik shortversions von „Killer“, „I Love The Dead“, „Balladof Dwight Fry“ und Klassiker wie „No More Mr. Nice Guy“, „Billion Dollar Babies“ mit Dollarnoten verziertem Degen und die Ballade „Only Women Bleed“ zu hören sowie das von NitaStrauss wahrlich beeindruckende Gitarrensolo nach dem Song „WomanOfMassDistraction“ und ein Schlagzeug Solo bei „Halo Of Flies“, das dem Salzburger Multi-Percussionist Martin Grubinger alle Ehre gemacht hätte. Zum pyrotechnikgeladenen Finale gab es dann noch „I’mEighteen“ und vor allem den auch meiner Generation noch in sehr guter Erinnerung gebliebenen trotzigen Protestsong „School’s Out“ als Draufgabe!

Harald Lacina

 

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