Staatstheater Wiesbaden „Premiere“ Rheingold vom 13.11.2016
Wotan mit fernöstlichem Outfit
Foto: Monika und Karl Forster
Der Intendant und Regisseur Uwe Eric Laufenberg hat mit seinem Team (Bühne: Gisbert Jäkel, Kostüme: Antje Sternberg, Licht: Andreas Frank, Video: Falko Sternberg, Leitung Jugendchor: Dagmar Howe, Dramaturgie: Katja Leclerc) am Staatstheater Wiesbaden mit Rheingold das Projekt „Der Ring des Nibelungen“ erfolgreich in Angriff genommen.
Die Inszenierung besticht durch Transparenz, ausgezeichneter Personenführung und entspricht mit ihrem Konzept größtenteils den Vorgaben des Komponisten. Dabei ist sie keinesfalls hausbacken. Ein großer Teil der Darsteller ist mit dem Outfit aus dem Orient versehen. Man muss den weiteren Verlauf der Tetralogie abwarten, ob hier eine zeitliche oder geographische Veränderung stattfindet.
Wotan ist bei Wagner im Rheingold ein gewissenloser egoistischer Gott, der den Bau von Wallhall mit betrügerischen Mitteln in Auftrag gegeben hat. Als Hüter von Recht und Ordnung, tritt er seine, von ihm selbst geschaffene Ordnung, mit Füßen.
Dieser “Ring“ ist schon im Landestheater Linz inszeniert worden, aber aus Mangel an Vergleichsmöglichkeiten , kann hier über Veränderungen gegenüber der Aufführung im Staatstheater Wiesbaden keine Bewertung vorgenommen werden.
Eine große Herausforderung kommt auf den musikalischen Leiter “Alexander Joel“ zu, der mit reduzierten Orchestermusikern (beispielsweise sind 6 Harfen vorgesehen) die Balance von Bläsern und Streichern herstellen muss. Unter diesen Bedingungen muss man dem Orchester ein großes Kompliment machen. Der Orchesterklang ist klar strukturiert, die Motive sind deutlich erkennbar und die Tempi sind ausgewogen, so dass man die Sängerdarsteller gut verstehen kann. Lediglich die Hammerschläge in Nibelheim waren gewöhnungsbedürftig und manchmal klangen die Bläser ein wenig unrein. Regie und musikalische Interpretation arbeiten homogen miteinander, das bedeutet, dass die Sänger nicht durch unnötigen Aktionismus bei ihrer Interpretation gehindert werden.
Die Sängerdarsteller bestachen durch grundsolide Leistungen, was beim Schlussapplaus auch dementsprechend honoriert wurde.
Von der Göttergilde wurde Wotan von Gerd Grochowski interpretiert, an seiner Seite der Halbgott Loge Thomas Blondelle, der hier als Spiritus Rector an den Gott gebunden ist und fälschlicherweise als Lügner bezeichnet wird. Wotans Gattin Fricka „Margarete Joswig“ überzeugte mit ihrem kraftvollen Mezzo.
Freia mit ihren Kindern war Betsy Horne, Froh, Aaron Cawley, und Donner Benjamin Russell vervollständigten die gesamte Götterschar.
Die Urwala, die als Einzige neben der Vergangenheit auch die Zukunft vorher sagen kann, sang Romina Boscolo.
Fasolt, der unglücklich in Freia verliebte Riese war Albert Pesendorfer und sein Bruder Fafner Young Doo Park. Beim anderen ungleichen Brüderpaar sang Erik Biegel den ewigen Verlierer Mime, während sein Bruder Alberich von Thomas de Vries dargestellt wurde.
Die verführerischen Rheintöchter, hier mit einem Lorelei Look versehen, waren Woglinde „Gloria Rehm“, Wellgunde „Marta Wryk“ und Flosshilde „Silvia Hauer“.
Nach dem erfolgreichen Rheingold wächst die Neugierde auf den nächsten Teil des Ringzyklus, vor allem, wie der Gott durch seine Verfehlungen das in Schieflage geratene Schiff, wieder auf Kurs bringen wird. Musikalisch ist am Ende von Rheingold durch das Schwertmotiv der weitere Weg schon vorgezeichnet. Viel Zeit bleibt Wotan allerdings nicht, denn schon am 15.01.2017 ist die Premiere von Walküre.
Weitere Vorstellungen: 18. bzw. 27. 11. 2016 und 07. 26. 29. Dezember 2016.
Franz Roos