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WIEN/Konzerthaus: JOSEPH CALLEJA / BE MY LOVE – Ein Tribut an Mario Lanza

Wiener Konzerthaus: JOSEPH CALLEJA. BE MY LOVE – EIN TRIBUT AN MARIO LANZA. 28. Jänner 2013

 Zwei tenorale Sternstunden!!!

 Für einen ausverkauften Großen Saal sorgte der maltesische Tenorstar Joseph Calleja, der im Rahmen seiner Be My Love-Tour auch das Wiener Konzerthaus beehrte. Das Programm bestand natürlich zu einem Teil aus Nummern seines aktuellen Albums, welches eine Ehrung für eines seiner Idole, Mario Lanza, ist.

Und Calleja, der aus verständlichen Gründen schon Vergleiche mit Gigli, Pavarotti oder Bergonzi  evozierte, präsentierte sich dem Wiener Publikum in phänomenaler Verfassung.

Als Einstiegsarie wählte er Cielo e mar aus Ponchielli’s La Gioconda. Nun wirklich keine Kleinigkeit. Er begann noch sehr vorsichtig, doch schien sich gleichzeitig frei zu singen. Das außergewöhnlich schöne Timbre des Sängers, der vor wenigen Tagen seinen 35. Geburtstag feiern konnte, verzauberte bereits vom ersten Ton an, und er krönte die Arie am Ende mit einem bombensicheren hohen B.

Danach folgte ein im schlanken Französisch vorgetragenes La fleur que tu m’avais jetée aus Bizet’s Carmen, in dem der Sänger demonstrierte, dass man keine veristischen Klischees bemühen muß, um mit der Arie reüssieren zu können.

Es waren dann die Puccini-Arien, von denen man hätte meinen können, der Komponist selbst habe sie diesem Sänger in die Kehle komponiert. Calleja sang beide Cavaradossi-Arien aus Tosca. Dabei wurde das ohnehin schon stilsichere Recondita Armonia sogar noch von einem in herrlichem mezza voce gestalteten E lucevan le stelle überstrahlt, das Calleja wirklich mit Seele erfüllte und auch mit gestischen Mitteln auszudrücken wußte. Bei La belle forme discioglea dai veli nahm er den Ton klangschön und mit einer Leichtigkeit zurück, dass man sich nicht wundern muß, wenn man Calleja als den König der Diminuendi bezeichnet. Als er bei den Zugaben die Arie wiederholte, gelang ihm gerade dieser Ton, welchen er mit schier endlosem Atem vortrug, sogar noch besser. Es sind gerade diese Diminuendo-Fähigkeiten die der maltesische Startenor auch an diesem Abend wiederholt erklingen ließ und damit sicher bei vielen eine Gänsehaut verursachte.

 Nach der Pause verwöhnte Calleja mit einem sehr virilen und selbstbewußten La donna e mobile aus Rigoletto, wieder mit Diminuendo und sicherem hohen H. Für einen weiteren Höhepunkt sorgte das Mama, quel vino é generoso  aus Cavalleria Rusticana, in der Calleja ganz bewußt nicht in Verismo-Unarten verfiel, sondern auch hier auf seine Stimme achtete und diese schlank führte, und sehr auf Akzentuierung und Phrasierung Wert legte.

 Nach einem elegant vorgetragenen Pourquoi me réveiller aus Werther, war man dankbar, dass der Tenor die selten zu hörende Arie Ah! Tout est bien fini … O souverain, o juge, o père aus Massenet’s Le Cid zu Gehör brachte, mit der er erneut unter Beweis stellte, dass das Französische Fach ihm sehr gut liegt.

 Als Zugaben gab es dann noch die Lanza-Nummern A Vucchella und Be My Love und das bereits erwähnte E Lucevan Le Stelle.

Klingt das jetzt alles nur nach höchstem Lob? Nun, das soll es auch sein. Denn Joseph Calleja demonstrierte in diesem Konzert nicht nur eine Stimme und ein Timbre von unglaublicher Schönheit, sondern auch eine hervorragende Gesangstechnik, die es ihm ermöglicht, eigentlich alles singen zu können. Dazu ist er noch ein sympathischer, gut aussehender junger Mann, der mit Sympathie und Charisma sein Publikum erreicht.

Begleitet wurde der Ausnahmetenor vom Navarra Symphony Orchestra und Frederic Chaslin, die den Sänger mit Animo begleiteten und auch noch Lalo’s Ouverture zu Le Roi d’Ys und Puccini’s La Tregenda aus Le villi beisteuerten. Bei der Carmen-Suite hätte man sich gerade von einem spanischen Orchester etwas mehr Feuer erwartet. Wunderschön hingegen die Meditation aus Thais und auch die Ouverture zur Verdi-Oper I Vespri Siciliani.

Kaum hatte Calleja den letzten Ton gesungen, erhob sich das Publikum auch schon zu Standing Ovations und vielen Bravo-Rufen. Und das verwundert nicht. Wurde es doch Zeuge einer wirklich tenoralen Sternstunde oder besser gesagt zweier tenoraler Sternstunden.  

 Lukas Link

 

 

 

 

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