Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Wiener Staatsoper TOSCA

14.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper
Giacomo Puccini “TOSCA”
13.März 2014
570. Aufführung in dieser Inszenierung

Keine Frage, die Hauptrollensänger der gestrigen “Tosca” kamen mit dem, von Stefan Soltesz entfachten breiten und manchmal dynamisch überbordenden Erzählduktus aus dem Orchestergraben bestens zurecht. Wieviele Scarpias konnte man in diesem Haus schon hören, die sich akustisch während des Te Deums verabschieden mußten, eigentlich die Meisten von ihnen und darunter die größten Namen. Nun sollte der Schluß des ersten Aktes nicht in ein Wettsingen zwischen Orchester, Chor und dem baritonalen Protagonisten ausarten, im Gegenteil, man verzeiht es, dass ein ansonsten guter Scarpia in diesen Klangwogen untergeht. Nichts von dem war bei dem Rollendebüt von Tomasz Konieczny an diesem Haus notwendig. Mit seinem, an Wagnerschen Klangmassen geschulten Organ durschnitt er förmlich die Wogen Puccinischer Kirchenmusik und orgelte drauflos, so dass man sich wunderte, vor dem zweiten Akt keine Ansage zu hören. Natürlich passte auch der Stimmklang und dessen etwas nasales, oft gaumiges Timbre zu der Rolle dieses fiesen Charakters. Die Diktion seines Italienisch ist allerdings verbesserungswürdig. Insgesamt aber sah und hörte man eine beachtenswerte Vorstellung einer neuen Rolle durch diesen Sänger hier in Wien.

Und mit Yonghoon Lee war der vielleicht beste Asiate in einer italienischen Rolle zu hören, den derzeit der Sängermarkt zu bieten hat. Er bestätigte, dass nichtitalienische Sänger, wenn sie dank ihres Fleißes und ihrer Intelligenz mit dem italienischen Idiom bestens zurecht kommen oder vielleicht auch einen guten Sprachcoach aufmerksam frequentiert haben, die besten Chancen im italienischen Fach haben. All diese Dinge bringt der junge Koreaner mit, dazu die Fähigkeit die Stimme bis zu einem Piano zurück zu nehmen und dazu auch Höhensicherheit, die das “La vita mi costasse” und besonders das “Vittoria” hörenswert erklingen läßt. Da allerdings, in den höheren Bereichen, neigt die Stimme zur Verengung, da ist zu viel Gepresstes zu hören. Letztlich eine gesaglich gut gestaltete Leistung, vor allem im musikalischen Aufbau der großen Arie im 3. Akt und den “Dolci mani”, der Anbetung der süßen Mordpratzerln der Tosca.

Norma Fantini (Foto:M.Pöhn)

Norma Fantini (Foto:M.Pöhn)

Norma Fantini gab diese Tosca, die etwas unterzugehen drohte zwischen diesen beiden Männern, waren doch ihre großen Ausbrüche zwischen tatsächlich schön und empfunden gesungenen Mezzavoce-Phrasen zusehr von einem Tremolo überschattet, welches die Gesangslinie und deren Klangbild störten. Auch das Messer-C bei ihrer Schilderung des Mordes benötigte eine peinliche Anlaufzeit bis zur exakten Tonhöhe. Und für ihre große Arie wurde ihr nur ein Kürzestapplaus zu Teil, da mangelte es an der gesanglich richtigen Umsetzung zum musikalischen Höhepunkt dieser Nummer hin.

Clemens Unterreiner zerspragelte sich in Darstellung und Gesang für den entflohenen Konsul, dem man den Hunger ansehen konnte und Il Hong als Mesner machte bewußt, welche Stütze des Hauses unser Alfred Sramek darstellt. Ein guter Spoletta ist James Kryshak, Hans Peter Kammerer hat, so scheints, die wenigste Angst vor Scarpia und Walter Fink strahlt stimmlich für die Rolle eines Schließers die Ruhe eines Vorruhestandsbeamten auf der Engelsburg aus. Warum der Name des singenden Hirten im Programm nicht genannt wird und dieser anonym bleibt, ist nicht ganz einsichtsvoll.

Da das Vorhangspiel am Ende mit nur zwei Solisten und einem Dirigenten letztlich wenig hergab, blieb der Schlußapplaus als ein nur relativ kurzer in Erinnerung.

 

Peter Skorepa
MERKEROnline

 

 

 

Diese Seite drucken