Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIENER STAATSOPER: „TOSCA“ „Diva spielt Diva“

06.05.2017 | Oper

WIENER STAATSOPER: „TOSCA“ „Diva spielt Diva“ am 5.5.2017

Tosca_89589_GHEORGHIU_KAUFMANN[1]
Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Eine gewisse Spannung war schon beim Eintritt in das Haus zu merken und auch scheele Blicke, um sicher zu gehen, aber kein „ROTER ZETTEL“  bescherte uns eine andere Tosca. Nein, beide waren da und boten ihre Kunst.

Es wurde sicher unbestritten der Abend des Jonas Kaufmann, der mit seiner Leistung an Zeiten des legenderen Giuseppe di Stefano erinnerte. ‚Selten habe ich nach „Pippo“ so viel schöne Piani, Pianissimi nach auch starken Fortetönen erlebt. Natürlich haben Aragall,  Carreras und auch Pavarotti diese Schiene genommen, doch auch diese Zeit ist Geschichte, ebenso wie Fabio Armiliato, der auch immer ein Stilist und nie ein Brüller war. Kaufmann begann die erste Arie nicht so ganz sicher wie gewohnt., aber nach ein paar Takten war alles im grünen Bereich. Kraftvoll „la vita mi costasse„, dafür herrliche Piani bei „o dolci mani“ nach einem messerscharfen Do des Soprans. Als Darsteller ist Kaufmann hervorragend, fügt sich in die alte, aber sehr genaue Inszenierung sehr gut ein und kann auch in kleinen Szenen mit dem Mesner Farbe ins Geschehen bringen. Der Applauspegel wünscht ein Bis nach der Sternenarie, aber das war wohl ausgemachte Sache, ein zweites Mal die Diva kränken wäre ungalant!    

Keinen sehr guten Eindruck hinterließ Marco Vratogna als Scarpia, obwohl das eine seiner Paraderollen ist. Doch diesmal wirkte er kurzatmig und sehr rau an der Kehle. Das Zweite stört bei dieser Rolle weniger, aber manchmal doch sehr gezogenen Tempi vom Pult kommend machten seine Situation nicht besser. Als Darsteller ist er ausgezeichnet, und bot natürlich auch kleine und feine Momente wie „portate lo qui“ voll Zynismus, da lässt einer der Besten, Giuseppe Taddei, grüßen.

Als Angelotti bewies Clemens Unterreiner die Wichtigkeit dieser Rolle. Er ist eigentlich ein Handlungsträger. Gäbe es diese Situation nicht, wäre wohl nichts passiert. Unterreiner zeigte wie immer tolles Spiel und natürlich eine wunderbare stimmliche Präsenz. Paolo Rumetz als Mesner ist ein schon sehr geglücktes künstlerisches Stück, das der Künstler sich für diese Rolle erarbeitet hat. All das mit sehr schöner Baritonstimme.

Wolfram Igor Derntl ist ein Spoletta der eher dienenden Einstellung als der eigenen intriganten Bosheit heraus.

Ja, Tosca, die Diva wurde von der Diva Angela Gheorghiu in Selbstgestaltung umgesetzt. Stimmlich ist das schön klingende Material sehr überfordert, was heißt, nicht alles gelingt so wie erwünscht. Für das kleine Melodram am Ende des zweiten Aktes sollte man doch einen guten Korrepetitor beauftragen es gut ein – umzustudieren, weil dies Gebotene war eher parodistisch. Die Kerzen ablöschen wäre auch nicht zu viel verlangt. Kleinigkeiten? Nein ! Das sind sie nicht! Das Gebet hatte ein sehr schönes klangvolles Pianoende, der Beginn war wohl nicht so gut, wie auch der Applaus darauf.

Als Sciarrone und Schließer wurden Mihail Dogotari und Ayk Martirossian aufgeboten, Das Kind der Opernschule Manami Ziervogel sang den Hirten.

Erstmalig am Pult Eivind Gullberg Jensen. Keine leichte Aufgabe bei der Titelrollenbesetzung, waren die oft gezogenen Tempi Überzeugung des Meisters oder Wünsche der Diva? Orchestral aber gute Spannung und auch der Chor wieder bestens dabei.

Tosca kam rechtzeitig im dritten Akt auf die Bühne und wurde mit Applaus begrüßt, und auch das Erschießungskommando trat auf. Also alles im grünen Bereich!     

Elena Habermann

 

Diese Seite drucken