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Wiener Staatsoper EUGEN ONEGIN von Peter Iljitsch Tschaikowski

27.02.2018 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Pavel Cernoch als Lenski (C) M.Pöhn

Wiener Staatsoper
Peter Iljitsch Tschaikowski   EUGEN ONEGIN

25.Februar 2018   44.Aufführung in dieser Inszenierung

Eine Sache der Ehre

Keine Frage, die Ehre fordert in diesem Stück große Opfer: Zunächst das Leben eines sich zutiefst verletzt Fühlenden, der die falsche Ehre an die Spitze und ihn selbst in ein tödliches Duell treibt. Beim nächsten dann den Verlust der letzten Hoffnung auf menschliches Angenommenseins nach zu später Erkenntnis. Und letztlich die Opferung einer Liebenden für die ehrliche Erfüllung einer eingegangenen Verpflichtung. Kein Wunder, dass bei soviel Tragik Falk Richter die Handlung in eine ewig eisige Landschaft verlegt mit flimmrigem Schneegeriesel, dass nur vor dem Salon des Fürsten Gremin haltmacht, findet er doch die schönsten Worte für seine Zuneigung zu seinem Lebensmenschen. Leider lässt sich diese eisige Wettererscheinung nicht abschalten, da fehlt dem Publikum der Knopf : „Danke, Herr Regisseur, wir haben es verstanden“

Doch der Reihe nach: Lenski, der sich von der flatterhaften Olga durch deren Benehmen und der seines Freundes Onegin provoziert fühlt, ist der aus Brünn stammende Pavel Cernoch, Debütant an der Wiener Staatsoper, in Österreich schon bekannt von den Bregenzer Festspielen 2016 als Franco Faccios Hamlet. Er sang mit wunderschönem, slawisch gefärbtem Tenor seine Liebeslyrik an seine Olga und jene, von Todesahnung geprägten Szenen vor dem tödlichen Duell mit den der russischen Sprache und Musik innewohnenden Gefühlstiefe. Eine erfreuliche Erstbegegnung an der Wiener Oper.

In der Titelrolle mit markantem Auftreten und markigem Bariton Mariusz Kwiecien, mit bemerkenswerter Frostigkeit in der Ablehnung von Tatjanas Liebesbekenntnissen. Seine Liebesschwüre an Tatjana am Ende der Oper sind von echter Verzweiflung getragen aber verfehlen ihre Wirkung, zu heftig und ungestüm und eigentlich ohne sängerische Schmeichelei ist sein Flehen. Und die Ehre hat bei Tatjana trotz Aufflammens alter Gefühle bei ihr einen sicheren Stellenwert, Olga Bezsmertna ließ daran keinen Zweifel aufkommen. Ihre Gestaltung und gesangliche Umsetzung der inneren Befasstheit, ob bei ihrer Werbung oder Ablehnung erfolgten ehrlich aber ein wenig angestrengt und forciert und für die Briefszene wünschte man sich mehr dramatischen Fluss.

Mit Ferruccio Furlanetto stand ein bereits in die besten Pensionsjahre gekommener Offizier auf der Bühne, der seine Liebe zu Tatjana so wunderschön mit seinem, in langen Schlachten gegerbten Bass besang. Welch ein Genuss, ihm dabei zuzuhören zu können.

Rollendebüts hatten noch Igor Onishenko als Saretzki und Stephanie Houtzeel als Larina, als Olga agierte Margarita Gritskova, den Triquet gab Pavel Kolgatin, die Filipjewna Aura Twarowska.

Louis Langrée gab der Wiedergabe der Musik Tschaikowskis genügend Nachdruck und Verve, nur bei der Polonaise schienen er und die Philharmoniker nicht viel auf Eleganz Wert zu legen, aber offensichtlich verliert sich so etwas in der Weite der russischen Ebene. Dafür klangen die Chöre unter Thomas Lang autentisch.

Peter Skorepa
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