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WIEN/ Volksoper: „WIENER COMEDIAN HARMONISTS“ – Premiere

07.06.2013 | KRITIKEN, Oper

Wiener Volksoper: 5.6.2013: „WIENER COMEDIAN HARMONISTS“ (Premiere)

Hausse hierorts in „Comedian Harmonists“! – Im Volkstheater gibt es sie schon seit der Premiere Ende September vorigen Jahres, da geht es allerdings im Theater-Stück über die gar nicht so erfreuliche Vita des Ensembles, das schon vor den Dreißigern anfangs Riesen-Triumphe feierte und am Ende des Liedes traurig endete in den Trümmern des Tausendjährigen Reiches mit Flucht und Emigration der Hälfte seiner Mitglieder. Was im VT dabei bestechend war, ist neben der Leistung der Darsteller ihr doch sehr ordentliches Vermögen als Gesangs-Gruppe, sind sie doch alle hier sozusagen am Amt im Nebenerwerb…

Der allerjüngste Coup auf dem Wiener Terrain als Revival einer historischen Formation ist jedoch eine Reunion von Sängern, die sich bewusst mit dem Ort Wien auch im Namen definieren. Die Wiener Comedian Harmonists sind nämlich an Wiens feinster Adresse „zuhause“, und zwar am Opernring, und gelten sozusagen als „singende Philharmoniker“, sind sie doch im Unterschied zum berühmten Orchester im Graben, eine Etage höher zuhause und am Werk, nämlich auf der Staatsopernbühne als etablierter Chor des Hauses, wo sie nicht nur perfekt die ganze Saison über voll Animo singen, sondern auch ihre Charakterisierungskünste zeigen.

Ihr Debut als wiederauferstandene „boy-group“ feierten nun die sechs gestandenen Mannsbilder aus dem Chor heraus gleich ganz groß, nämlich heuer im Fasching am Ball der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins, und brachten dort die Karyatiden zum Swingen, als sie erstmals vor dem elitären Ball-Publikum als besonders originelle Gesangs-Einlage erfolgreich auftraten.

Nun gaben sie im Rahmen von VOLKSOPER/spezial ihren Einstand und erfreuten als Sextett mit den wirklich originalen Arrangements (!) – eine Viecherei allein die Recherche – das Publikum am Gürtel. Diese Herren des Staatsopernchores, die ansonst die reinen Harmonien der Opernwelt beschwören, setzen sich zusammen aus den „3 Tenören“ = Oleg Zalytskiy, Dritan Luca, Roland Winkler, die unteren Register Bariton und Bass sind mit Martin Thyringer sowie Hermann Thyringer vertreten. Flügelmann Johannes Gisser ist der flotte „Mann am Klavier“, der ebenso gesanglich verstärkend wirkt, wenn es um a-capella-Klänge geht; wie in der Offenbach-„Barcarole“, im „Creole Love Call“ oder bei Johann Strauß´ „Perpetuum mobile“ oder gar Volksliedhaftem wie „In einem kühlen Grunde“, da spielen sie ihre harmonischen Qualitäten voll aus. Alle treten selbstverständlich ganz comme il faut im Konzert in der „Dienstkleidung“, also im Frack an, auch wenn sie sich ganz entspannt zwischendurch ab und zu am Stehtisch laben, weil „…oft genügt ein Gläschen Sekt…“. Das haben Sie zwar derzeit noch nicht im Repertoire, doch natürlich die Galanterie der Thirties „Ich küsse Ihre Hand, Madame…“

Speziell die bekannten Nonsense-Text-Lieder, wie „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Der Onkel Bumba“ kommen besonders gut an, wobei es einen kleinen Einwand gibt. Wenn man als Zuhörer nicht die Texte ohnehin intus hat, dämpft das chorische Tempo etwas die Pointen-Verständlichkeit, wie am Beispiel bei Löhner-Bedas grenzgenialer quicker „Bar zum Krokodil“. Besonders elegant fand ich die Adaption von Cole Porters „Night and Day“, womit man damit direkt auf die US-Ahnherren der deutschen „Comedians Harmonists“ verweist, auf das Gesangs-Quartett „The Revelers“. –

Gusto auf „more oft he same?!“ – Wie wär es etwa künftig mit einem Programm-Block von amerikanischer Songs nicht allein von Porter und Ellington, wie eben gehört, sondern auch von I. Berlin, B. Gershwin, H. Arlen, R. Rodgers, J. Kern… ?

Nach den durch eine Pause geteilten rund 20 Nummern gab es u.a. bei den Zugaben eine köstliche Hommage an die echten „3 Tenöre“ mit „O sole mio“, in der Oleg Zalytskiy sogar waschecht mit dem weißem großen Taschentuch einen Reserve-Pavarotti mit Acuti vom Feinsten abgab.

Statt des Kabarettisten-Moderators Wolfgang Katzer (alias „Bamschabl“) wird als Gast in der Volksoper am 21.6. Staatsopern-Star-Koloraturistin Daniela Fally die reine Männer-Phalanx durchbrechen….

 Norbert A. Weinberger

 

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