WIENER VOLKSOPER: Wagners Ring an einem Abend“ – Premiere am 23.Mai 2013
Ein orchestral – und stimmgewaltiger Abend auf höchstem Niveau, an dem Humor mit Musik vereint war!
Jac van Steen. Foto: Barbara Zeininger
„Alles Wagner“ lautet die Devise für 2013 – doch was haben Wagner und Loriot gemeinsam? Immerhin wurde Bernhard – Viktor Christoph von Bülow alias „Loriot“ Wagners Musik sozusagen in die Wiege gelegt.
Denn sein Vorfahre Hans von Bülow hatte bereits 1876 die erste Aufführung des „Ring des Nibelungen“ geleitet und war der erste Mann von Cosima, der Tochter Franz Liszts, die dann Richard Wagner in zweiter Ehe heiratete. Obwohl Loriot als Zeichner sich erst nach 20.Jahren der Musik widmete, ließ ihn hier offenbar die Wagnersche Musik nicht mehr los. So entstanden neben Sketches wie „Bayreuther Pausengespräch“ und „Die Opernsprengung“ und einer verfassten Podiumsdiskussion mit den drei Münchner Intendanten Dr. Günther Rennert, Kurt Meisel und August Everding unter anderem Texte zu „Karneval der Tiere“ und die besagten Zwischentexte zu „Wagners Ring an einem Abend“.
Nebenbei ist noch zu erwähnen, dass einige Fernsehsketche und Zeichentrickfilme in den Jahren 1976 -1978 mit der inzwischen ebenfalls verstorbenen Evelyn Hamann über Radio Bremen unter der Leitung des damaligen Produktionschef Jürgen Breest produziert wurden und somit zu einem durchschlagenden Erfolg nicht nur für Radio Bremen, sondern auch für Loriot im gesamten deutschsprachigen Raum wurden. Heute zählen Loriots Fernsehproduktionen auf Video und DVD`s zu einem absoluten Kassenschlager.
Denn wer einmal Loriots humoristische Meisterwerke lieben und kennen gelernt hat, den lässt er ebenso wie Wagner nicht mehr los!
Doch zurück zu den stimmgewaltigen Abend, an dem nicht nur die Interpretation von Robert Meyer von einer außergewöhnlichen Brisanz, sondern auch die großartigen Sangeskünste einiger Solisten aufhorchen ließen. Mit einer ungeheuren Stimmgewalt überraschte uns IRMGARD VILSMAIER als Hochdramatische in der Partie der Brünnhilde.
Die aus Bayern stammende Künstlerin, die diese Partie auch schon in Deutschland gesungen hat, überzeugte hier mit einer ausgezeichneten Stimmtechnik, die unübertroffen ein absoluter Ohrenschmaus war.
SEBASTIAN HOLECEK als Wotan/Wanderer galt ebenfalls große Bewunderung, denn diese gut entwickelte Stimmführung – und Technik in den letzten Jahren lässt ebenso aufhorchen, und es wäre zu wünschen – diesen inzwischen an der Volksoper etablierten Künstler an internationalen Opernhäusern noch zu erleben.
Neben dieser hochkarätigen Besetzung brillierten weiters JEFFREY TREGANZA als Loge, MARTIN WINKLER als Alberich, weiters auch eine stimmgewaltige ALEXANDRA KLOOSE (Fricka / Roßweiße) und KRISTIANE KAISER als Woglinde. Es bedarf des weiteren Lobes auch den anderen Solisten, die einem das Gefühl gaben, dass Wagner zu singen einem nicht nur stimmlich Tür und Tor öffnet, sondern offenbar auch die wahre Erfüllung eines jeden Sängers ist.
Die wahre musikalische Erfüllung scheint diesmal auch das Volksopernorchester gefunden zu haben. Denn unter dem niederländischen Dirigenten JAC VAN STEEN, der sein Hausdebüt gab, erklangen Wagnersche Töne von einer unbeschreiblich strahlenden Brillanz, mit einem überdimensionalen Klangvolumen, wo allein durch die Präzisionsarbeit des so hervorragenden Dirigenten an diesem Abend Wagners geniale Meisterwerke in Kurzfassung wohl weit alle Erwartungen übertraf.
Am Ende wusste man nicht, wem man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte, der genialen Musik Wagners, dem geistreichen Humor Loriots, der heiteren Interpretation Robert Meyers, den stimmgewaltigen Solisten/innen, oder der musikalischen Genialität eines Dirigenten.
Im musikalischen Gesamtgeschehen war wohl selten eine so harmonische Einheit zu finden, selbst für nicht eingefleischte Wagnerianer, die sich am Schluss bei dem gesamten Ensemble mit großem Applaus bedankten.
Manuela Miebach