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WIEN/ Volksoper: VIVA LA MAMMA – mit der Lizenz zu Clownerien. Premiere

18.01.2015 | Oper

Wiener Volksoper: „VIVA LA MAMMA“ mit der Lizenz für Clownerien. Premiere 17.1.2015

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Rolando Villazon bei der Premierenfeier. Foto: Peter Skorepa

 Oh! Ein berühmter, beliebter Tenor. Ein sympathischer, liebenswürdiger Mensch. Und noch ein echter Clown, ein bestens geschulter, dazu! Rolando Villazón ist nun als Regisseur lachend in die Wiener Volksoper eingezogen. Clownerien mögen zwar für ein großes Opernhaus nicht einen ganzen Abend lang so ganz passend sein, doch Villazón ist die Lizenz dafür gegeben, und seine quicklebendige Inszenierung von Gaetano Donizettis Opera buffa „Viva la Mamma“ kann sich schon sehen lassen.

 Vor allem aber: Der knapp 30jährigen Donizetti hatte damals eine herrlich unterhaltsame Opernmusik abgeliefert. 1827 für Neapel als einaktige Farce mit dem Titel „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ geschrieben, 1831 für Mailand zu dieser Opera buffa erweitert. Noch ganz den Spuren von Rossini folgend, sehr, sehr spritzig und musikalisch einfach perfekt. Und damals auch höchst erfolgreich. Vor rund einem halben Jahrhundert wurden Donizettis weniger bekannten oder bereits vergessenen Bühnenwerke für die Opernwelt wieder neu entdeckt, und auch „Viva la Mamma“ hat sich in bearbeiteten Fassungen einen guten Platz in den Repertoires der Opernhäuser gesichert.

 Die Story kann schon sehr amüsant sein: Viele Turbulenzen während der Probenzeit in einem italienischen Provinz-Opernhaus für eine mit Pathos geladene Barockoper. Dass sich dabei zwischen all den sich keck bekrittelnden Beteiligten so manch grimmige Streitereien und Beschimpfungen ergeben können, ist schon klar. In die Gegenwart und in die heimische Theaterszene ist hier nun die ganze Chose transferiert. In der Volksoper wären vor Jahren Otto Schenk oder dem Heinz Holecek originellere Theatergags eingefallen, doch Villazón hat sich mit aller Spielfreude bei Donizetti eingeklinkt und ist mit Hilfe seiner Clown-Coaching-Assistentin Nola Rae so richtig losgezogen.

 „Direkt hinein in die Seele der Leute“, so meint es Villazón. Peilt dies weniger mit Tiefgang, jedoch mit viel lockerem Klamauk an. Gehörigen Jubel gab es für den munteren Startenor am Premierenabend, wohl waren aber auch einige schon kritischere Stimmen zu hören. Also, am besten: Donizettis dahinsprudelnde Musik. Die estische Dirigentin Kristiina Poska, Debütantin im Haus, versteht es deren Qualitäten auch sehr wohl dosiert zu vermitteln. Bisschen schwieriger ist es schon gefallen, in den Ensembleszenen manch kleinere Unebenheiten zu übertünchen. Der Direktor des Provinztheaters ist hier überfordert, und auch sein Leading Team bekommt so manche Attacke der sich bekämpfenden Sängerschar nicht in den Griff. Aber, aber, diese Mamm´ Agata, die Mutter der um ein neu eingefügtes Rondo für sie energisch bittenden Seconda donna Luisa (Julia Koci), der als aufgedonnerte Matrone einhertrippelnde Martin Winkler, ist schon mit allen komödiantischen Wassern gewaschen. Und auch Jörg Schneider als Vladimir, der Tenor mit russischer Herkunft und mit solchen Attitüden belastet, hat eine wunderschöne Arie zu singen.

 Durchaus gefällig: Anja-Nina Bahrmann als Primadonna Corilla, Elvira Soukop als die Mezzosopranistin …. ja, der ganze Abend kann, wenn die Ansprüche nicht allzu sehr in die Höhe geschraubt werden, als von Clownerie zu Clownerie dahineilendes unterhaltsames Spektakel angesehen werden. Als groteskes Gustostückerl mit vielen Überraschungen ist auch die der Choreographin Vesna Orlic absolut gelungene Parodie auf historische Ballettpantomimen zu genießen. Bühnenbildner Friedrich Despalmes führt zuerst auf eine grau in grau gehaltene Probebühne, später versinken die Sängerkarikaturen in dunklen Farben. Susanne Hubrich hat ihre Kostümentwürfe, völlig legal für gestandene Opernfreunde, auf kitschig zugeschnitten. Und da sich der Bonus eines Gesangsstars allerbestens verkaufen lässt ist anzunehmen, dass Rolando Villazón der Volksoper als charmanter Regisseur nicht verloren gehen wird. 

Meinhard Rüdenauer

 

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