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WIEN/ Volksoper: SWEENEY TODD von Stephen Sondheim. Premiere

14.09.2013 | KRITIKEN, Oper

SWEENEY TODD – Premiere Volksoper – 14.9.2013

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Morten Frank Larsen. Foto: Barbara Zeininger

 Die Story ist eigentlich ganz einfach. Ein unbescholtener Mensch wird durch Intrigen um Vermögen und Familie gebracht und verbannt. Nach Jahren kehrt er zurück und nimmt an den Tätern Rache. Diese Romantik- und/oder Schauergeschichte wurde von verschiedenen Autoren zu Papier gebracht, die bekannteste Version ist wahrscheinlich „Der Graf von Monte Christo“. Im Gegensatz zu dieser Geschichte ist die von „Sweeney Todd“ jedoch grausamer und vor allen Dingen durch ein letales Ende der Hauptfigur gekennzeichnet. Stephen Sondheim selbst bezeichnet das Werk als schwarze Operette. In diesem Fall ist es der Barbier Benjamin Barker, der nach einer Verbannung nach Australien als Sweeney Todd nach London zurückkehrt, alsbald die Pastetenbäckerin Mrs. Lovett kennenlernt, die just in dem Haus ihren Laden hat, in dem Barker einst sein Barbier-Geschäft betrieb. Barker – nunmehr Todd – eröffnet seinen Laden wieder und tötet seine Widersacher, indem er ihnen die Kehle durchschneidet. Mrs.Lovett hilft bei der Entsorgung der Leichen, indem sie sie zu Pasteten verabeitet. Die Sache läuft allerdings aus dem Ruder, als er nach der Ermordung seines Totfeindes Richter Turpin auch eine Bettlerin umbringt, die er zu spät als seine ehemalige Gattin erkennt und dann auch noch Mrs. Lovett daran glauben muß. Zuletzt bringt sich Todd selbst um.

 Das Musical gilt als eines der bedeutensten der sogenannten 2. Musicalgeneration und hat zahlreiche bedeutende Preise errrungen. Es ist, wie man so schön sagt, eine tiefschwarze Story und die komischen und lyrischen Momente sind dementsprechend spärlich gesät. Die Musik ist schwungvoll, hat aber auch durchaus lyrische Momente. Allerdings gibt es kaum Melodien, die wirklich im Ohr bleiben.

 Die Produktion in der Volksoper kann man als solide bezeichnen. Die Geschichte wird vom Regisseur Matthias Davids klar und verständlich erzählt. Das Bühnenbild von Matthias Fischer-Dieskau – ein, die Drehbühne nützendes Simultanbild – ist praktikabel, was schnelle Szenenwechsel ermöglicht. Was mir allerdings etwas fehlte, war die typische Londoner Athmosphäre. Die Kostüme von Susanne Hubrich entsprachen der Zeit der Handlung. Es wurde wieder einmal bewiesen, daß das Problem der sogenannten „zeitaktuellen“ Inszenierungen in erster Linie die Kostüme sind. Abstrakte Bühnenbilder hält man irgendwie aus, aber wenn alle in modernen Alltagskleidern herumlaufen wird es fad. Die Choreographie – die in diesem Werk allerdings keine so große Rolle spielt wie sonst im Musical – war von Florian Hurler und werkentsprechend.

 Mit den Sängern und Darstellern, die allerdings durchwegs elektronisch verstärkt wurden, konnte man durchaus zufrieden sein. Die beste Leistung des Abends bot Dagmar Hellberg als Mrs. Lovett. Sie sang und spielte ungemein lebendig und sorgte auch für die wenigen wirklich komischen Momente. Morten Frank Larsen in der Titelrolle sang zufriedenstellend, blieb allerdings darstellerisch etwas blass. Die Rachsucht und Grausamkeit der Figur kam nicht wirklich über die Rampe. Das „junge Paar“ (Todds Tochter Joanna und Anthony Hope) war mit Anita Götz und Alexander Pinderak annehmbar besetzt. Tom Schimon war ein in manchen Momenten berührender Toby und Direktor Robert Meyer wie immer ein prägnanter Richter Turpin. Patricia Nessy war eine etwas raustimmige, aber darstellerisch intensive Bettlerin (eigentlich Todds Frau). In weiteren Rollen waren Kurt Schreibmayer (Büttel Banford), Franz Suhrada (Jonas Fogg), Vincent Schirmacher (Pirelli) und Georg Wacks (Vogelhändler) zu sehen.

 Das Orchesster unter Joseph R. Olefirowicz spielte durchaus schwungvoll, wenn mir auch manchesmal die Lautstärke etwas übertrieben erschien. Der von Thomas Böttcher einstudierte Chor sang ebenfalls zufriedenstellend.

 Am Ende gab es viel Jubel, dessen Intensität ich allerdings nicht ganz nachvollziehen konnte, in den zuletzt auch der in der Vorstellung anwesende Komponist miteinbezogen wurde.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

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