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WIEN/ Volksoper: SWEENEY TODD – Ein Mords-Spaß. Premiere

14.09.2013 | KRITIKEN, Oper

MORDS-SPASS AN DER VOLKSOPER MIT „ SWEENY TODD“ VON Stephen SONDHEIM (14.September 2013)

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Vincent Schirmacher. Foto: Barbara Zeininger

Die Handlung (Libretto Hugh Wheeler) ist „ blutig-kannibalisch“, die Musik  von Sondheim hinreißend und die Produktion perfekt: der Start der neuen Volksopern-Saison hätte besser nicht sein können. Ein 34 Jahre altes  Musical von Stephen Sondheim (Jahrgang 1930) geriet am Währinger Gürtel in Anwesenheit des Komponisten zur umjubelten Modell- Aufführung- – ein Mords-Spaß mit Tiefgang ! Es stimmte einfach alles: am Pult garantierte Joseph R. Olefirowicz mit dem Orchester der Wiener Volksoper, dem brillanten Chor der Volksoper (Leitung Thomas Böttcher) sowie einer exzellenten  Besetzung für die musikalische Super-Qualität. Großartig ist  auch  die „traumhafte“ Inszenierung durch Matthias Davids in einem phantastischen Bühnenbild von  Mathias Fischer-Dieskau (Licht  Febrice Kebour). Die Moritat von einem blutrünstig  nach Rache dürstenden Barbier namens Sweeny Todd wurde aber auch durch stimmungsvolle Kostüme (Susanne Hubrich) und eine schwungvollen Choreographie von Florian Hurler aufgewertet. Und auf der Bühne eine Idealbesetzung. 13 Jahre lang  gehört der dänische Bariton Morten Frank Larsen   bereits  zu den Publikumslieblingen ´der Volksoper. Nach einer kurzen Formkrise ist er nun wieder voll da- Sein „ Sweeny Todd“ erinnert an einen „Fliegenden Holländer“ des Musicals, mit mächtiger Stimme (bei ihm ist die obligate  akustische Mikro-Verstärkung wahrlich obsolet) verkörpert er einen „sympathischen“ Mörder, der zu Unrecht ins Gefängnis kam. Nun will er sich dafür revanchieren  und eröffnet einen Barbier-Laden, den kaum einer lebend verlässt- Gemeinsam mit der Pasteten-Bäckerin  Mrs. Lovett –  umjubelt die deutsche Musical-Sängerin  Dagmar Hellberg – macht er aus seinem mörderischen Treiben  auch noch finanziellen Pasteten- Gewinn. Weitere Erfolgs-Garanten: Hausherr Robert Meyer als widerlicher Richter Turpin beeindruckt diesmal auch durch sein Singen, Alexander Pinderak  verkörpert eine der wenigen Lichtfiguren. Der Lebensretter und Sweeny Todd-Freund Anthony Hope wird von ihm rührend naiv dargestellt. Er überlebt gemeinsam mit Johanna – von Anita Götz sehr berührend gestaltet . Ideal auch alle anderen Rollen: Tom Schimon als  einfältiger Gehilfe Toby, Vincent Schirrmacher als höhenlüsterner Pirelli und Kurt Schreibmayer als skurriler Büttel.  Unter die Haut geht auch die Debutantin Patricia Nessy als Bettlerin. Und „überbesetzt“  waren auch Franz Suhrada als  Mr. Fogg und Georg Wacks als Vogelhändler. Der Jubel am Ende war rekordverdächtig und als Stephen Sondheim ( er wurde über die Liedtexte aus West Side Story bereits  1957 „entdeckt“) auf der Bühne erschien, sprang das Publikum von den Sitzen auf- dieser Abend schrieb zumindest  Musical-Geschichte…

Peter Dusek

 

 

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