Wien/ Volksoper: RUSALKA – Wiederaufnahme am 9.3.2012
Vorab ein Dankeschön, dass diese, in der Vergangenheit so stiefmütterlich behandelte, stimmungsvolle Märchenoper endlich wieder einen gebührenden Rahmen erhalten hat. Die Geschichte von den mystischen Wasserwesen verzaubert Kinder jeder Altersstufe in mehreren Kulturkreisen und eignet sich bestens für die verschiedensten Deutungen und Interpretationen.
Renaud Doucet und André Barbe haben in der Inszenierung aus dem Jahr 2010 den gedankenlosen Umgang der Menschen mit der Natur, den Resourcen und vor allem mit der Liebe thematisiert – glücklicherweise nicht mit dem erhobenen Zeigefinger sondern ironisch, witzig aber auch sehr berührend: Die Szene, in der der Wassermann die Fische vom Büffet – mit denen die Kinder zuvor herumgetollt haben – trauernd als Lebewesen aus
seiner Welt „aufbahrt“, geht unter die Haut. Spritzig und beeindruckend sind auch Choreografie und Ausführung der Ballett – und Artistikeinlagen, in die ein Teil des „singenden Personals“ erfolgreich eingebunden wurde. Die Grenze zum Kitsch wurde – nach unserem Empfinden – nur einmal deutlich überschritten: Das Motorboot des Prinzen hat schon sehr weh getan – wir hätten uns eine Festtagszille aus dem Salzkammergut gewünscht.
Das Volksopernorchester spielte ambitioniert wie bei der Premierenserie; die Nuancierung und die detaillierte Ausarbeitung – besonders der gefühlvollen Passagen wurde unter der temperamentvollen und umsichtigen Leitung von Alfred Eschwé noch deutlich verbessert. Man merkt bei Rusalka , dass Antonin Dvorák Richard Wagner sehr gut gekannt und geschätzt hat.
Gesanglich stand der Abend unter dem Motto: K.u.K (Kaiserliche und Klooseliche) Darbietungen auf hohem Niveau: Kristiane Kaiser hat schon in der Premiere bewiesen, dass sie als Rusalka eine Idealbesetzung ist. Ihre inzwischen etwas grösser gewordene Stimme ist jetzt auch in Grenzbereichen präsenter und wohlklingender – ein Versprechen für die Zukunft.
Alexandra Kloose gelingt bei ihrem Rollendebut als Jezibaba eine eindrucksvolle Leistung – ihr kraftvoller Mezzo und ihre sichere Höhen erwecken den Eindruck, dass wir uns hier auf eine ähnliche Entwicklung wie bei Elisabeth Kulman freuen können.
Ursula Pfitzner als fremde Fürstin hat es schwer, das K.u.K.- Niveau zu erreichen, klang manchmal etwas schrill, ist aber eine deutliche Verbesserung zur Premiere. Vincent Schirrmacher zeigte uns einen kräftigen, höhensicheren und schönstimmigen Prinzen – die lyrischen, zarten Passagen gehörten nicht zu seinen Stärken. Nach dem Narraboth und dem Fledermaus-Alfred eine weitere sehr gute Interpretation.
Dimitry Ivashchenko gab sein Volksoperndebüt mit dem Wassermann, wirkte im ersten Akt etwas farblos und unscheinbar, steigerte sich in der Folge aber zu einer beeindruckenden Leistung – ein wunderbarer russischer Bass, der so schön leiden und mitleiden kann.
Mara Mastalir (Küchenjunge) und Thomas Sigwald (Heger) waren gesanglich eine gute und schauspielerisch eine sehr gute Wahl.
Die drei Elfen (Heidi Wolf, Elvira Soukop und Martina Mikelic) begeisterten mit ihren tänzerischen und akrobatischen Fähigkeiten. Dass sie auch
hervorragend (zusammen) sangen, sei nicht nur am Rande erwähnt.
Bei so gelungenen Produktionen der Volksoper wird es immer leichter, manchen etwas fragwürdigen (Regie)-Leistungen der Staatsoper zu entfliehen. Der Auslastung der Volksoper wird es guttun – die gestrige Wiederaufnahme war beschämend schlecht besucht.
Maria und Johann Jahnas