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WIEN/ Volksoper: MARIE ANTOINETTE – Glanz ohne Gloria

07.05.2016 | Ballett/Performance

Wiederaufnahme in der Volksoper: 6.5.2016: „MARIE ANTOINETTE“ – Glanz ohne Gloria

Es ist keine Hommage an die am Schafott hingerichtete Tochter Maria Theresias, kein gewichtiges Historienspektakel, kein echtes  Psychodrama: Als ein handfestes abendfüllendes Stück ganz mit all den tänzerischen Manierismen dieser Jahre kann die Wiederaufnahme von „Marie Antoinette“ des Cheoreographen Patrick de Bana bezeichnet werden. 2010 hatte er es für das Wiener Staatsballett entworfen, jetzt ist es in einer Neufassung wieder in der Volksoper zu sehen. Choreographisch sehr professionell gestaltet, inhaltlich weit weniger originell. De Banas Stärken: Perfektion und ungemeine Dynamik. Es ist eine Folge von sieben Sequenzen, in denen Themen wie Maria Antoinette am Wiener Habsburger-Hof, als ‚Königin des Rokoko‘ in Trianon, Versailles, und schließlich ‚Das Gefängnis – Einsamkeit einer Königin‘ mit kraftvoller Agilität wie wiederholt hysterischer Gebärdensprache, doch ohne überzeugende Charakterzeichnungen der Personen variiert werden. Zu einem Musikpuzzle – Telemann, Rameau, Vivaldi, Mozart und dazu moderner Sound von Carlos Pino Quintana (alles aus der Dose) – wirkt die Geschichte aussagemäßig eher spekulativ und es fehlt ihr auch trotz einigen Rasereien an einem Spannungsaufbau.

Vor Spiegelwänden mit kinetischen Effekten präsentierte sich das Ensemble wieder bestens studiert: Olga Esina in der Titelrolle, Jakob Feyferlik als Ludwig XVI., Rebecca Horner (Maria Theresia), Alice Firenze (Schatten der Marie Antoinete), Andrey Kaydanovkiy (das Schicksal) und alle anderen Kollegen überzeugten im energetischen Bewegungsfluss mit majestätischem Glanz ohne finale Gloria.

Meinhard Rüdenauer

 

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