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WIEN / Volksoper: LA TRAVIATA

29.03.2014 | Oper

WIEN / Volksoper:
LA TRAVIATA von Giuseppe Verdi
29. März 2014

Die Volksoper startete in dieser Saison wieder eine Serie von „La Traviata“-Aufführungen, in denen Tenor und Bariton verschiedene Besetzungen erfahren, während die Titelpartie ausschließlich Bernarda Bobro anvertraut ist, die derzeit als Violetta Valery überall Furore macht. Nach Tallinn, Stuttgart und London, wo sie in Covent Garden einsprang und an der Seite von Vittorio Grigolo sehr gute Kritiken erntete, kommt sie nun für diese Rolle wieder an die Volksoper. Hier war sie schließlich von 2000 bis 2005 Ensemble-Mitglied, die famose Gratzer-Inszenierung von 2001 kennt sie gut (sie hat sie beispielsweise 2010 an der Seite von Renato Bruson gesungen), und das merkt man auch der Sicherheit an, mit der sie diese ganz besondere Version des Stücks gestaltet.

Bobro
Foto: Volksoper

Denn Gratzers trauriger Totentanz macht aus Violetta nicht die große Kurtisane, sondern nur noch die Sterbende, an der ihr Schicksal wie ein Zug der Schatten vorüberzieht, wobei sie sich höchstens als trauriger weißer Clown ins Geschehen mischt – was die Sängerin in schöner Schlichtheit nachvollzieht. Dabei singt sie die Rolle mit bemerkenswerter Technik, die alle Schwierigkeiten locker unterläuft und vor allem in der Höhe, wo sie sich besonders wohlfühlt, einige wunderschöne Töne produziert (was weniger gelingt, ist kaum der Rede wert).

Nicht ganz so überzeugend waren ihre Partner: Der Koreaner JunHo You steht so straff und steif auf der Bühne wie ein Musterschüler der Kim Jong-il-Ära und lässt einen zwar sehr ordentlichen, aber eher harten Tenor hören – da scheinen noch viele Möglichkeiten „verpuppt“, die darauf warten, mit darstellerischer und stimmlicher Beweglichkeit zum Schmetterling zu erblühen. Von dem Giorgio Germont des Günter Haumer lässt sich vor allem sagen, dass er seine Rolle durchgeschnarrt hat. Die Comprimarii erfüllten ordentlich die von ihnen erwarteten Anforderungen.

Große Überraschung beim Applaus, wenn man wie ich – weil eher hinten platziert – den Dirigenten nicht gesehen hat und auch beim Lesen unaufmerksam war: Da stand schon „Dirigentin“ am Zettel, wusste man das aber nicht, war das Erstaunen groß, als eine zierliche Koreanerin mit Pferdeschwanz, die kaum dem Schulalter entwachsen schien, den verdienten Applaus entgegennahm. Diese Eun Sun Kim war es also, die eine Aufführung leitete, bei der man immer wieder die Ohren spitzte, weil das eine so ordentliche und saubere, darüber hinaus aber auch durchaus inspirierte Leistung war.

Gesungen wurde übrigens italienisch. Und ich war von Kopf bis Fuß darauf eingestellt, endlich einmal eine „Traviata“ auf Deutsch zu hören!

Renate Wagner

 

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