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WIEN/ Volksoper: LA TRAVIATA – mit jungen Stimmen zum großen Erfolg

02.11.2012 | KRITIKEN, Oper

 

LA TRAVIATA : MIT JUNGEN STIMMEN ZUM GROSSEN ERFOLG (1.November 2012)

Das Verdi-Jahr rückt näher und allenthalben wird dafür aufgerüstet. Auch in der Volksoper bietet man „La Traviata“ mit jungen Stimmen und hat damit viel Erfolg.

In der Hauptrolle lernt man mit der US-Amerikanerin Rebecca Nelsen eine attraktive Sopranistin kennen, die vor 7 Jahren mit der Neuen Oper Wien in „God’s Liar“ ihr Europa-Debüt gab und dann bei einigen Produktionen bei Walter Kobera positiv auffiel (Knot Garden, Radek u.a.). Ihre Kamelien-Dame ist eine moderne, selbstbewusste Frau, die den verschiedenen Stimmanforderungen dieser Rolle voll gewachsen ist. Die Koloraturen des 1.Aktes sitzen, im dramatische Duett des 2.Aktes hat sie das nötige Stimmvolumen und in der Finale-Szene kann mit jenen Piani beeindrucken, die den großen Erfolg der Traviata bis heute ausmachen. Vielleicht fehlt ihr eine gewisse Morbidität – dieser Traviata nimmt man die Schwindsucht wohl nicht ganz ab – aber so oft wie diesmal ist bei Traviata noch selten geklatscht worden. Der Tenor hat eine dramatische „Röhre“, ist höhensicher und überzeugt vor allem im Final-Duett. Aber der Koreaner Oliver Kook ist insgesamt doch zu schwergewichtig, zu athletisch für den feinsinnigen Alfredo Germont, der durch seinen spießigen Vater in eine persönliche Tragödie gerät. Und ausgerechnet dieser Bühnen-Vater erhält beim Schlussapplaus die größte Zustimmung. Tito You, wie sein Tenor-Kollege in Soul geboren und in Europa ausgebildet, trumpft mit tollen Höhen auf, verfügt über ein edles Timbre, ist allerdings für eine Vater-Rolle einfach zu jung. Die begeisterten Fans wird dieser Einwand wenig beeindrucken. Gehört doch die Arie des Giorgio Germont zum Schönsten, was uns Verdi hinterlassen hat.

Am Pult der minimalistischen Inszenierung von Hans Gratzer (Regie und Ausstattung) steht Julia Jones und nützt die gute Disposition der Solisten ebenso wie die Einsatzbereitschaft des Volksopern-Orchesters und des Volksopern-Chores. Unter den Komprimarii fallen Eva Maria Riedl als engagierte Flora ebenso auf wie der sonore Bass von Yasushi Hirano als Doktor Grenvil. La Traviata wird übrigens auf Italienisch (mit deutschen Untertiteln) gegeben. Warum dann Tosca auf Deutsch?

Peter Dusek     

Foto: Barbara Pállfy/Volksoper                                                                                                                                                               

 

 

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