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WIEN/ Volksoper: KISS ME, KATE. Ein Premierenerfolg der Superlative

28.10.2012 | KRITIKEN, Oper

Volksoper am 27.10.2012 „Kiss me,Kate“ Premiere – ein Premierenerfolg der Superlative

 
Andreas Lichtenberger, Robin Poell. Foto: Barbara Zeininger

 Es ist wohl eine der spektakulärsten und fulminantesten Musicalproduktionen die seit den letzten Jahrzehnten an der Volksoper nun ihren Einzug hielt. „Kiss me, Kate“,  ein Hauch von Hollywood was das Bühnenbild und Licht (Friedrich EGGERT) und die Kostüme (Sue BLANE) betrifft. Broadway-verdächtig was die Inszenierung (Bernd MOTTL) und die ausgezeichnete Besetzung der einzelnen Solisten, des Balletts und des gesamten Ensembles betrifft. Weiters ein Berliner Herz mit Schnauze, was die Neufassung von Peter LUND (nach dem Buch von Günter Neumann) angeht – und als weitere Krönung die neue Orchestrierung von Don SEBESKY,  die unter dem Dirigat von Lorenz C.AICHNER ein musikalisches Feuerwerk,  vermischt mit amerikanischen Soundtracks,  die musikalischen Highlights zum Erklingen brachte.

Ein Musicalklassiker, der endlich entstaubt und neu aus der Taufe gehoben wurde – und man tat gut daran, dass man sich nicht für die althergebrachte Fassung von Marcel Prawy entschied, sondern für die Fassung Günter Neumanns und Peter Lund.

 Den Inhalt muss man wohl kaum erklären (Schlag nach bei Shakespeare) und somit möchte ich hier auch gleich zu der Besetzung kommen. In Franziska BECKER hat man eine Kate (Lilli Vanessi) gefunden wie sie im Buche steht. Sie brilliert nicht nur darstellerisch und schauspielerisch in den einzelnen Szenen, sondern überrascht auch mit einem voluminösen Stimmumfang. Sie überzeugt mit Bruststimme und dann wieder mit überraschenden hohen Kopftönen. Die Berlinerin, die zunächst ihr Studium an der westfälischen Schauspielschule absolvierte, stand zunächst am Wuppertaler Dreispartentheater in vielen großen Schauspielrollen auf der Bühne, brillierte dann bereits 2009/10 in der Hauptrolle der Lisa Wartberg im Erfolgsmusical „Ich war niemals in New York“ am Hamburger Operettenhaus. Bereits in der vergangenen Spielzeit spielte die Künstlerin die Kate am Salzburger Landestheater und unter anderem auch die Elsa Schrader in „The Sound of Music“. Franziska BECKER gab nun ihr Debüt an der Wiener Volksoper, und diese charismatische, große, schlanke, elegante, temperamentvolle und vielseitige Bühnenerscheinung ist nicht nur eine Offenbarung, sondern eine Bereicherung für dieses Haus.

 Der aus dem Schwarzwald stammende Andreas LICHTENBERGER, ein bereits anerkannter Schauspiel – und Musicaldarsteller in Deutschland, debütierte bereits in der Rolle als Petruccio (Fred Graham) 2011 in Kittsee.

Obwohl damals schon in der Darstellung ausgezeichnet, so hat diese Partie schauspielerisch und gesanglich eine interessante Entwicklung durchgemacht. Andreas Lichtenberger hat sich gesteigert, ist noch besser geworden und sprengte mit seiner Darstellung in dieser Premiere alle Dimensionen. Robin POELL als Lucentio (Bill Calhoun) und seine ebenso entzückende Partnerin Johanna ARROUAS in der Rolle als Bianca (Lois Lane), boten weitere tänzerische und gesangliche Spitzenleistung.

 Sehr wandelbar Publikumsliebling Sándor NÉMETH als Baptista (Harry Trevor) der als liebender schwer geprüfter Vater, sein widerspenstiges Käthchen  unter die Haube zu bringen versucht, um doch letztendlich erhofft in Petruchio den richtigen Freier zu finden. Als erfahrener Theaterallrounder stellte er auch in dieser Rolle seine darstellerische und schauspielerische Vielfalt unter Beweis.

Die Theatertruppe die Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf der Bühne spielt, dann wieder in den Backstageszenen das Leben hinter den Kulissen interpretiert, wurden in dieser Inszenierung auch technisch gut gelöst. Denn alles dreht sich alles bewegt sich. Ein ständiger Szenenwechsel und auch mit oft schnellem Kostümwechsel, wo die Protagonisten unaufhaltsam in Bewegung sind, lassen alles sehr lebendig erscheinen, und somit wird auch mit einem ungeheuren Tempo gespielt. Keine Verschnaufpause weder auf der Bühne noch im Zuschauerschauerraum, wo man mitfiebert und begeistert auf jede Pointe, auf jedes Spiel – Gesangs -und Tanznummer positiv reagiert.

 Die weitere hauseigene Besetzung wie Kurt SCHREIBMAYER, Sulie GIRADI traten darstellerisch angenehm in Erscheinung. Aber auch Boris EDER und Herbert STEINBÖCK sind köstlich als Ganoven, und mit dem Song „Schlag nach bei Shakespeare“ waren sie eine humorvolle Bereicherung an diesem Abend.

 Ein wahrer Augen – und Ohrenschmaus neben den Solisten auch Chor und Ballett in den farbenprächtigen, klassischen Kostümen, gemischt mit futuristischem Design des 20.Jahrhunderts.

 „Kiss me,Kate“ in der Neubearbeitung und Inszenierung ist ein wahres Feuerwerk, mit sprühenden Melodien, mit einem ideenreichen Konzept und mit fulminanter Besetzung, das so manches Herz höher schlagen lässt. Eine Produktion auf höchstem internationalem Niveau. Kurzum eine Erfolgsversprechende Volksopernproduktion die zu einen absoluten Kassenschlager werden könnte.

Manuela MIEBACH

 

 

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