Premiere „Die Zirkusprinzessin“ Volksoper 9.Dezember 2016
Spektakulärer Operetten – und Zirkuszauber in einer glanzvollen Inszenierung von Thomas Enzinger!
Wieder einmal bewies der Operettenprofi ein glückliches Händchen, indem er in seiner Inszenierung nicht nur mit einer professionellen Regieführung überzeugte, sondern einen absoluten Augen- und Ohrenschmaus dem Publikum bot. Bereits mit seinen Inszenierungen „Gräfin Mariza“ und „Wiener Blut“ überzeugte er mit großartigen Regieeinfällen und hauchte den einst altverstaubten Operetten neues Leben ein. Die Operette lebt! Wenn man sich diese Neuinszenierung als Vorbild nimmt. Denn Enzinger präsentiert in Zusammenarbeit mit Peter NOTZ (Bühnenbild) ein spektakuläres Schauerlebnis mit Zirkusshows, farbenprächtiger Ausstattung und überzeugender Besetzung. Seit der Erstaufführung am 26.März 1926 an der Wiener Volksoper hat sich der Geschmack des Publikums sehr verändert, und wenn hier Behauptungen aufgestellt werden „Es wird alles schlechter“ so kann man dem nur entgegenhalten. Die Operette ist keineswegs tot! Im Gegenteil – diese nostalgische aber zeitlose Operette sprüht außerdem nur so an musikalischen Highlights wie „Zwei Märchenaugen“, „Leise schwebt das Glück vorüber“ und „Die kleinen Mäderln im Trikot“.
Die Lovestory zwischen der Fürstin Fedora Palinska und ihrem mysteriösen „Mister X“ mag vielleicht heutzutage ein wenig kitschig erscheinen, aber wer begibt sich nicht gern in das Land der Träume, wo nach Intrigen, Hinterhältigkeit und Rachsucht es doch am Ende für die Liebenden noch ein „Happyend“ gibt? Kurzum in diesem strahlendem Licht der Volksopernbühne ist weniger Kitsch, sondern eher Unterhaltung und ein Mordsspaß angesagt! Artistische und tänzerische Glanzleistungen sind das Novum und das Herz dieser Inszenierung! Dadurch bekommt die Produktion in der Choreografie von Bohdana SZIVACS eine ungeheure Spannkraft und Lebendigkeit. Wo effektvolle Szenenabläufe des gesamten Zirkusspektakels und die schmissigen Tanzeinlagen erst gar keine Langeweile aufkommen lässt.
Der 1.Akt zwar zunächst ein wenig schleppend so lässt man es doch im 3.Akt im Hotel Erzherzog Karl so richtig krachen.
Bei der Besetzung der Solisten waren die Meinungen des Publikums sehr unterschiedlich. Obwohl Astrid KESSLER mit einem leuchtenden Sopran (aber etwas scharfer Höhe) trumpfte, so war sie zwar in der sehr luxuriösen Robe schön anzusehen, aber es fehlte ihr einfach die charismatische Ausstrahlung einer Operettendiva. Carsten SÜSS als „Mister X“ und Zirkusartist schien an diesem Abend ein wenig indisponiert. Bewältigte aber trotz allem bravourös seine Partie, überzeugte in der Mittellage mit lyrischem Gesang, und nur in der Höhe bewies er einige Schwachstellen, die offenbar aufgrund einer Erkältung zurückzuführen sind. Kurt SCHREIBMAYER ist ein souveräner, stolzer und fürstlicher Intrigant, perfekt in Darstellung und Aussprache. Gerhard ERNST ein überzeugter Zirkusdirektor Stanislawski. Otto JAUS als singender und tanzender Charmeur und Hallodri Toni Schlumberger, überzeugte mit humorvollem Spiel, ebenso wie sein Pedant Miss Mable (Juliette KHALIL). Doch die wahren Buffopärchen die neben den gesanglichen Anforderungen, auch tänzerische Höchstleistungen einst boten, scheinen ebenso inzwischen ausgestorben zu sein. Mit dem Auftritt von Robert MEYER als Pelikan im 3.Akt ging bereits ein leichtes Raunen durch den Zuschauerraum. Er ist einfach unschlagbar als Schauspieler seines Genres. Wenn er seine Pointen vom Stapel lässt, egal in welcher Produktion, dann darf wieder einmal herzlich gelacht werden. Er versteht es pointiert und sprachlich die Worte, die oft auch einen Sinn ergeben, über die Rampe drüber zubringen. Wohl der Einzige neben einigen anderen Kollegen, die man einfach sprachlich versteht. Wobei das „Genuschelte“ einiger Kollegen nicht nur an der Volksoper, sondern auch an einigen Sprechbühnen hier in Wien immer wieder zu bemängeln wäre. Carla Schlumberger, gespielt von Elisabeth FLECHL verdeutlichte die typische Wiener Matrone, weniger mit pointiertem Humor, aber dafür doch zumindest mit ein wenig sympathischen Charme.
Sehr schwungvoll und energiegeladen das Volksopernorchester unter dem Dirigat Alfred ESCHWÉ welches eine Bombenstimmung aufkommen ließ. Das gesamte Ensemble einschließlich des Chors zeigte große Spielfreude an diesem Abend.
Fazit: Eine tolle Aufführung mit einer spektakulären Inszenierung die begeistert vom Publikum aufgenommen wurde. Ein Hoch auf „Felix Austria“ wo es doch solche Operettenhighlights gibt!
Manuela Miebach