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WIEN/ Volksoper: DER BARBIER VON SEVILLA – wiederaufgenommen

12.01.2013 | KRITIKEN, Oper

Wiener Volksoper: ROSSINI MIT GRIPPALER REDUKTION – DER BARBIER VON SEVILLA (12.Jänner 2013)

Schon die Ouvertüre kam nicht vom Fleck – Enrico Dovico, der verlässliche Hausitaliener am Währingergürtel wirkte   den ganzen Abend unter „grippaler Reduktion“.
Und ein Teil der Sänger ebenfalls. So hatte man beim Almaviva von Jörg Schneider sehr rasch den Eindruck, dass er sehr gekonnt über eine plötzliche  Indisposition „drübersinge“; immerhin gehört der Badener zur positiven Bilanz dieser Rossini– Reprise einer pseudoaktuellen  Inszenierung von Josef Ernst Köpplinger (Bühne und Kostüme Heidrun Schmelzer); beim Rollendebüt von Noe Colin als Basilio war das vokale  Desaster so evident, dass sein weitgehender  Stimmausfall nach der Pause entschuldigt werden musste!

Immerhin gab es auch wirklich erfreuliche Leistungen. Mathias Hausmann war ein vielleicht zu eleganter und  glatter Figaro. Aber dieses „Faktotum der Welt“ sieht bestens aus, hat keine Höhenschwierigkeiten und läuft etwa im Duett mit Rosina zu Höchstform auf.  Der deutschen Sopranistin Anja-Nina Bahrmann, die seit 4 Jahren zum Volksopernensemble zählt, gehört natürlich die Palme des Abends: sie hat eine samtige Mittellage, die lyrischen Koloraturen perlen wie Miniverzierungen und wenn dieses „Schmeichelkätzchen“ die Krallen ausfährt weiß man, was der Graf da zu ehelichen gedenkt. Ausgezeichnet auch Yasushi Hirano als Basilio – der junge japanische Bass gehört zu den großen Talenten der Volksoper – nach dem Figaro liefert er wieder eine hochkarätige neue Rolle ab. Als alte Berta berührt Sule Girardi, Günther Haumer ist ein angenehmer Fiorillo, Hubertus Reim ein kerniger Offizier. Vielleicht noch ein Wort zur Inszenierung – sie lässt kein Klischee aus, erklärt  kaum den Inhalt und ist beliebig. Und das gilt auch für die deutsche Fassung, die mehr verwirrt als unterstützt. Warum die
Verleumdung da zur Intrige mutiert? Nie sollst Du mich befragen…

Peter Dusek

 

 

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