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WIEN/ Volksoper: CARMEN

28.06.2012 | KRITIKEN, Oper

Volksoper Wien: Bizet:  CARMEN, 147. Vorstellung am 26.6.2012

Wenn eine Produktion 147 mal aufgeführt wird, kann sie mehr als erfolgreich gelten. Die Carmen in der Inszenierung von GUY JOSTEN ist ein würdiger Evergreen. Zwar ist nicht alles logisch, nicht jede Situation klar, aber die Bilder sind stark, die Personen lebendig, und es gelingt die Mischung aus Konvention und zeitgemäßem Blick. Man singt die Felsenstein-Fassung mit gesprochenen, teils ungewohnten Dialogen.

Auch die Besetzung dieser Repertoirevorstellung kann sich hören lassen. Stimmlich dominieren ANNELY PEEBO als glutvoll- dunkeltimbrierte Carmen und SEBASTIAN HOLECEK als stimmgewaltiger Escamillo die Bühne. Sie spielt dabei auch vielseitig und bringt jenes Feuer mit, dass man bei dieser Idealfigur erhofft. Er führt seinen kraftstrotzenden Bariton ebenmäßig durch alle Lagen und hat dabei eine pronunzierte Diktion.

Da kann MEHRZAD MONTAZERIs weicher, sehr lyrischer Tenor nicht ganz Paroli bieten, wenngleich er sich ehrlich müht, einen südländischen Jose abzugeben. Auch URSULA PFITZNERs Michaela tönt eher herb als ausladend, dabei spielt sie aber Michaelas Mädchenhaftigkeit sehr glaubwürdig.

Souverän flankieren die kessere BEATE RITTER und die introvertiertere EVA MARIA RIEDL als Frasquita und Mercedes die Titelfigur. Bei den Schmugglern gefällt PAUL SCHWEINESTERs Remendado besser als der leicht schüttere JOSEF LUFTENSTEINER als Dancairo.

Mager gestaltet THOMAS ZISTERER den Morales und sehr trocken bis unbeholfen tönt KARL HUMLs Bass als Zuniga.

Die Leistung des Chores (besonders des Damenchores) verdient beste Würdigung (Leitung: THOMAS BÖTTCHER). Auch der Kinderchor ist wortverständlich und höchst präzise.

Das Orchester der Volksoper ist herrlich aufgelegt und wirbelt französisch leichtfüßig durch die Partitur, von GERRIT PRIEßNITZ bestens dirigiert.

Das volle, mit viel jugendlichem Publikum besetzte Haus bedankt sich mit herzlichem Beifall. Ein gelungener Abend.

Damian Kern.

 

 

 

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