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WIEN / Vienna’s English Theatre: CORPSE!

20.03.2019 | KRITIKEN, Theater

WIEN / Vienna’s English Theatre:
CORPSE! von Gerald Moon
Premiere: 19. März 2019

Das Genre nennt sich „Comedy Thriller“, und man hat „Corpse!“ aus der Feder des englischen Schauspielers und Autors Gerald Moon mit der „Mausefalle“ der Agatha Christie, mit „Sleuth“, dem „Krimi-Klassiker“ von Anthony Shaffer, und mit Ira Levins „Death Trap“ verglichen. Alles zu hoch gegriffen – und Vienna’s English Theatre sollte es wissen, denn es hat dieses Stück (das 1983 uraufgeführt wurde) schon 1994 gespielt. Aber offenbar ist das Bedürfnis nach Boulevard mit Krimi-Einschlag so groß, dass man auch zu Zweitklassigem greift.

„Corpse!“ heißt die Sache wohl zurecht, denn es kugeln jede Menge von Leichen herum, die sich dann wieder als lebendig herausstellen. Leider hat es der Autor nahezu mit diesem Running Gag bewenden lassen. Und mit einer Doppelrolle, um die sich Schauspieler reißen könnten. Denn der eine Zwilling, Evelyn Farrant, ist ein offensichtlich erfolgloser Schauspieler, der beschließt, seinen reichen Bruder Rupert ermorden zu lassen und dann in seine Rolle zu schlüpfen. Klingt ja soweit logisch. Als Mörder hat sich Evelyn einen ältlichen Kleinkriminellen namens Ambrose erkoren, der sich als Major ausgibt und das überkonstruierte, komplizierte Tat-Konstrukt ausführen soll.

Am Ende des ersten Teils, der sich mit viel überflüssigem Gerede einigermaßen zieht, hat man dann eine Leiche, aber ist es auch der richtige tote Bruder? Im Gespräch mit der Hauswirtin, wo Ambrose im Halbdunkel den Toten als lebendig ausgibt, wird schon der komplett possenhafte Ton angeschlagen. Dieser beherrscht den zweiten Teil bis zur kompletten Blödel-Albernheit, aber immerhin hat der Autor dem Geschehen ein Motiv verliehen, auf das man nicht kommen konnte: Ein bisschen Überraschungseffekt gibt es also am Ende doch.


Foto: Vienna’s English Theatre

Regisseur Ken Alexander weist im Programmheft zurecht darauf hin, wie gnadenlos präzise Stücke dieser Art (wo die Leichen immer wieder auferstehen) inszeniert werden müssen. Leider ist das nicht völlig gelungen – ein bisschen mehr eleganter Slapstick hätte geholfen. Und von Chris Polick hätte man erwartet, die beiden Brüder doch genauer zu differenzieren und trotz gleichen Aussehens zwei wirklich verschiedene Menschen auf die Bühne zu bringen. Und Major Ambrose wirkte in der Gestaltung von Moray Treadwell eher unsicher – nicht der Major des Stücks, sondern der Interpret auf der Bühne… Kleine und effektvolle Rollen hatten Margaret Preece als Mrs. McGee, die lüsterne Hauswirtin, und Richie Daysh als Hawkins, der naive Polizist.

Sicher zu den wirkungsvollsten Bestandteilen des Abends zählte das Bühnenbild von Terry Parsons – die Rumpelkammer des armen Bruders und das Apartment des reichen (mit raffinierter Bar für Alkoholisches) verwandelten sich bemerkenswert hin und zurück. Und da der Autor mit Schlußpointen und katastrophalen finalen Effekten nicht knausrig war, zeigte sich das Publikum am Ende hoch vergnügt. Und so soll es ja auch sein.

Renate Wagner

 

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