Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Theater an der Wien: PORGY AND BESS

21.10.2020 | Oper in Österreich

Porgy and Bess | Programm | Theater an der Wien
Copyright: Theater an der Wien

PORGY AND BESS – Theater an der Wien-20.10.2020

(Heinrich Schramm-Schiessl)

George Gershwins bekanntestes Bühnenwerk nimmt in der Geschichte der Wr. Volksoper einen durchaus wichtigen Platz ein. Im Rahmen einer Welttournee der Everyman Opera Company wurde das Werk im September 1952 mit Leontyne Price – die damit noch vor ihrem Erstauftreten an der Wr. Staatsoper am 24.5.1958 (Aida) ihr Wiener Operndebut feierte – und William Warfield in den Titelpartien viermal gezeigt. In der Direktionszeit von Albert Moser – wahrscheinlich der erfolgreichsten des Hauses – kam es dann 1965 unter der Ägide von Marcel Prawy zu einer Eigenproduktion, abermals mit William Warfield als Porgy und diesmal Olive Moorefield als Bess. Diese Produktion war bis Anfang der 70er-Jahre am Spielplan.

Gershwin legte von Anfang an darauf Wert, dass es sich hier nicht um ein Musical sondern um eine Oper handelt.  So ist das Werk durchkomponiert und erinnert zeitweise durchaus an die Opern des Verismo. Allerdings ist die Grenze zum Musical durch die Verwendung von Spiritual-, Blues- und Jazz-Elementen doch etwas fließend. Zahlreiche Musiknummern wie z.B. „Summertime“ wurden zu Hits. 

2019 gab es dann abermals in der Volksoper eine konzertante Aufführung und schon damals habe ich festgehalten, dass dieses Werk schon allein wegen der vielen Genreszenen unbedingt szenisch aufgeführt werden muss. 1½ Jahre später war es nun im Theater an der Wien soweit.

Die Inszenierung besorgte Matthew Wild, der das Stück zwar in die heutige Zeit verlegte aber sonst die im Libretto vorgegebene Geschichte erzählt. Das Stück spielt bei ihm nicht an einem bestimmten Ort in Amerika, sondern in einem Containerdorf, wie es überall entstehen kann. Das Bühnenbild von Katrin Lea Tag besteht aus aufeinander geschichteten Schiffs- oder Baucontainern und zwei Bogenlampen. Das einzige was mich etwas gestört hat, war, dass die Szene auf der Insel auf einer Altkleiderdeponie spielt. Auch der Ansatz, dass Porgy „nur“ ein steifes Bein hat, ist zumindest diskutierenswert. Angenehm war hingegen, dass die Folklore in den Massenszenen auf ein Minimum reduziert war. Die ebenfalls von Katrin Lea Tag gemeinsam mit Lejla Ganic entworfenen Kostüme waren demgemäss heutig, was aber in diesem Fall nicht störte. Die Personenführung war durchdacht und nützte die Möglichkeiten des Containerturmes voll aus. Die Choreographie von Louisa Ann Talbot war sehr lebendig.

Auch musikalisch konnte man mit der Aufführung zufrieden sein. Die für mich beste Leistung bot Jeanine de Bique als Bess. Sie sang mit ihrem schön timbrierten Sopran sehr gut und stellte auch darstellerisch dieses Mädchen, dass einerseits ein besseres Leben, andererseits aber Schutz und Hilfe sucht, sehr überzeugend dar. Eric Greene war ein stimmlich mehr als zufriedenstellender Porgy, der allerdings nicht wirklich berührte, da er nicht der verlachte Krüppel, sondern schon ob seiner Körpergröße ein „gestandenes Mannsbild“ ist. Persönlicheitsstark und auch stimmlich sehr ansprechend war Norman Carrett als Crown. Zwakele Thsabalala war als fieser Drogendealer Sportin‘ Life darstellerisch zwar  überzeugend, stimmlich konnte er nicht wirklich zufriedenstellen. Brandie Sutton sang als Clara „Summertime“ schön aber etwas unruhig und Tichina Vaughn war sehr persönlickeitsstark als Maria. Mary Elizabeth Williams als Serena klang mir stellenweise etwas zu schrill und Ryan Speedo Green als Jake erfüllte seine Aufgabe zufriedenstellend. Dem übrigen Ensemble gebührt ein Pauschallob.

Das Wr. Kammerorchester spielte unter der umsichtigen Leitung von Wayne Marshall mehr als zufriedenstellend, auch wenn manchesmal etwas weniger Lautsträrke wünschenwert gewesen wäre.

Am Ende viel Jubel für alle Beteiligten.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

Diese Seite drucken