Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Theater an der Wien: LE NOZZE DI FIGARO – konzertant

06.03.2014 | KRITIKEN, Oper

06.03.2014   Theater an der Wien   „Le Nozze di Figaro“

Am ersten Abend der Da Ponte-Trilogie war die Spannung groß, wie sehr Nikolaus Harnoncourt von den üblichen Pfaden der Mozart-Interpretationen abweichen würde. Selbst für einen Zuhörer, der kein ausgesprochener Mozart-Spezialist ist, waren doch deutliche Unterschiede zu anderen Dirigaten, ja selbst zu früheren des Altmeisters zu hören. Die Originalinstrumente, der zum Teil (zu?) hitzige Klang machte es auch den Sängern nicht leicht, eine „übliche“ Mozart-Gesangslinie zu finden. Das und die vom Intendanten angesagte Indisposition des Figaro wirkte sich in der ziemlich verhaltenen Singweise des Ensembles merklich aus.

Um bei Letzterem zu beginnen, Andre Schuen sang den Figaro mit größter Delikatesse, zart, lyrisch und wenig draufgängerisch. Sei es die Vorsicht oder sei es Anweisung des Dirigenten, hier hätte man mehr Präsenz erwartet. Christine Schäfer sang die Gräfin sehr verhalten, hier hatte man den Eindruck, dass sie entweder keinen guten Abend hatte, oder dass ihr die Rolle nicht sehr liegt. Ihre  prachtvolle Stimme kam jedenfalls nur wenig zur Geltung. Die Überraschung des Abends war aber Mari Eriksmoen als Susanna. Mit glockenreiner Stimme bewältigte sie die schwierige Rolle bestens und wirkte auch als Bühnenpersönlichkeit perfekt. Bo Skovhus sang den Grafen mit viel Routine, Ildiko Raimondi war eine gute Marcelline, wenn auch die Stimme anfangs etwas unfrei klang.

Der zweite Höhepunkt am Gesangstableau war Elisabeth Kulman als Cherubino, mit ihrer klaren und sauber geführten Stimme bot sie Extraklasse pur. Auch die übrigen Rollen waren sehr gut besetzt, der junge Tenor Mauro Peter als Basilio, Christina Gansch als Barbarina und Peter Kalman als Bartolo waren bestens bei Stimme und lassen hoffen, sie bald in größeren Rollen in größeren Häusern zu hören. Dass man „konzertant“ aufführte, war kein Fehler, eine Bilderwand ersetzte jedes Bühnenbild der fragwürdigen Art aufs trefflichste. Ein Triumph für den Meister und sein prächtiges Ensemble!

Johannes Marksteiner

 

Diese Seite drucken