Theater an der Wien: ATTILA Premiere 7. 7. 2013
Wenn man eine Inszenierung von Peter Konwitschny besucht, weiß man, dass Ungewöhnliches, Ausgefallenes zu erleben sein wird. Wer sich darüber ärgert, sollte lieber nicht hingehen. Besser, man nimmt die Sache mit Humor, dann kann man immer wieder herzhaft überdas Bühnengeschehen lachen. An die Staatsopernproduktion von 1980 darf man gar nicht denken.
Auchdiesmal war es nicht anders. Auf der Bühne herrschte so etwas wie ein Faschingstreiben unter dem Motto Kindlich verspielt – ausgewachsen infantil– immer noch nichts gelernt. Die Bühne von Johannes Leiacker: ein durchlöcherter Rundhorizont, die Kostüme Zottelpelze, farbige fetzenartige Kleidung, als Waffen Kochlöffel; dannbürgerliches Zivil; zuletzt demente Personen in Rollstühlen oder mitRollatoren. Der Papst war so etwas wie ein Vertreter mit Zigarette. Um alle Einfälle des Regisseurs zu beschreiben, müsste man ein Buch schreiben.
Konwitschny ist zweifellos ein besonders begabter Gestalter, was er aber daraus macht, weckt viele gegensätzliche Emotionen.
Danebenspielten Musik und Gesang eher ein Schattendasein. Der Dirigent Riccardo Frizza versuchte mit dem RSO Wien in der Bühnenhetz Verdis Musiknicht ganz untergehen zu lassen. DmitryBelosselsky war, nach einem schwachen Beginn, sängerisch ganz gut. George Petean, derden römischen Feldherren Ezio sang war soweit in Ordnung. Die recht rundliche Lucrecia Garcia hat für die Odobellaeine Riesenstimme mit Schärfen und wenig eleganter Linie. Nikolai Schukoff als Foresto tat sich schwer. Als Papst Leone bot Stefan Cerny einen würdigen Gesang.
Vor dem letzten Bild gab es im Parterre einen starken Wirbel mit Buhs und Geschrei. Von meinem Platz hörte sich das wie mitinszeniert an. Dieser Meinung warenmehrere Leute. Dass Konwitschny so etwas einfiele, ist durchaus denkbar. Zum
Schluss vernahm ich, ich saß im ersten Rang, nur wenige Buhs, aber mehr Beifall und Bravos. Es war ein Erlebnis ganz eigener Art, entweder man nimmt es mit Humor, oder ärgert sich ganz stark darüber.
Martin Robert BOTZ