5., 6. 4.2018: Vienna follows …. follows MusicalBizUSA – Shows in der Wiener Stadthalle und in der Gasometer-Music City Hall
Wiens rote Stadtmütter- und Väter haben den Wienern durch die Jahre mit extremem Werbeaufwand und andauernden Finanzspritzen eingetrichtert, dass Wien eine so richtig bedeutende Musicalstadt geworden ist. Sei es so. Dies hat aber durch die Jahrzehnte den diversen hier investierenden deutschen Produzenten von Musical-Shows nicht immer finanzielles Glück gebracht. Dafür sind die städtischen Subventionsbeträge großzügig geflossen. Eine neue Musical-Offensive mit Tourneeproduktionen – mit Anreise überwiegend aus Deutschland – ist seit einiger Zeit nun wieder gegeben, und die meisten dieser Kurzgastspiele mit Stationen in der Wiener Stadthalle oder im Museumsquartier finden auch ihr Publikum.
Kaum aufgeblüht ist dabei der heimische künstlerische Eigenbau. Allerdings, Ausbildungsstätten für diese Show-Sparte haben sich inzwischen in Wien doch einige etabliert. Pionier ist das Performing Center Austria gewesen. Mit ihren Musical-freudigen Studierenden präsentiert diese private Institution nun für das Theater der Jugend die österreichische Erstaufführung von „13 – The Musical“. Rita Sereinig (Regie) und Sabine Arthold (Choreographie) haben dieses Stück – normale Handelsware fürs Showbusiness mit mäßig originellen Musiknummern von Jason Robert Brown – für ihre Schützlinge szenisch mit professionellem Können aufbereitet. In der nicht gerade kultiviertes Flair vermittelnden Music City Hall im Gasometer -Quartier heißt es jetzt also ‚Willkommen in der Appleton Junior High‘. Thema: Pubertätsprobleme, Konflikte junger noch unreifer Girls & Boys. Ein US-School-Musical zum Hausgebrauch. Junge müssen noch Jüngere spielen. Diese Spielwiese bietet ihnen eine rhythmische Erlebniswelt. Sie toben sich aus, hüpfen als Cheerleader locker herum, haben ihren Spaß an den guten Standards entsprechenden tänzerischen Bewegungsstudien. Akustisch …. mehr Gesang oder mehr Geschrei? Die Staatsoper wartet ganz sicher nicht.
Am American Way of Life herbei gerutscht ist auch „Simply the Best – das Musical. Die Tina Turner-Story“ für einen Abend in die Wiener Stadthalle. Diese geglückte deutsche Tourneeproduktion aus dem Jahr 2017 wartet mit einem anderen Kaliber auf. Die Lebensgeschichte von Tina Turner wird mit impulsiver Kraft von einem überwiegend farbigen Ensemble energiegeladen erzählt – Welthits und Ehedebakel mit Drogenkonsum-Partner Ike Turner und schließlich ein neuer Erfolgslauf im Alleingang. Coco Flechter, früher auch mit Udo Jürgens unterwegs, ist eine absolut perfekte Imitatorin der heute in der Schweiz lebenden bald 80jährigen Rock-Ikone aus Tennessee. Somit: Diese Rock-Soul-Parade mit guten Nummern, mitreißend gesungen und musiziert, hat das Stadthallen-Publikum voll angesprochen. Und wenn schon in der Stadt diesbezüglich kaum etwas von eigenständiger kreativer Gestaltungskraft zu merken ist, so darf ganz sicher ironisch bemerkt werden: Vienna follows MusicalBizUSA !
Meinhard Rüdenauer