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WIEN/ Staatsoper: TURANDOT – in memoriam KS Johan Botha

11.09.2016 | Oper

WIEN / Staatsoper: TURANDOT am 10.09.2016 – In memoriam KS Johan Botha


Heinz Zednik, Lise Lindstrom. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Wiener Staatsoper widmete diese Vorstellung dem am 08.09. verstorbenen Johan Botha, einem einzigartigen Künstler und liebenswerten Menschen. Leider war es ihm und uns nicht mehr gegönnt, nochmals seine unvergleichliche Interpretation des Prinzen Calaf zu erleben – was bleibt ist ein liebevoll ehrendes Andenken und die Erinnerung an viele denkwürdige Aufführungen, die durch seine Kunst und Persönlichkeit zu Sternstunden wurden – Danke!

Marco Armiliato erzeugte mit einem Staatsopernorchester in Bestform den typischen, ausdrucksstarken Puccini-Sound, den wir in der Premierenserie so vermisst haben. Die asiatisch gefärbten Klänge bewirkten die Stimmung, die für die Authentizität der Handlung unverzichtbar ist. Der Chor der Wiener Staatsoper und die Kinder der Opernschule konnten sich mangels Personenregie voll auf den Gesang konzentrieren und erzielten einen aussergewöhnlich intensiven Ausdruck.

Es ist schwer, die Leistung von Marcello Giordani als Calaf fair zu beurteilen – zu lebendig ist noch das übermächtige Bild , das Johan Botha hinterlassen hat. Wir erlebten jedenfalls einen guten Spinto-Tenor, der im dramatischen Ausdruck mit viel Kraft seine stärksten Momente hatte – die lyrischen Passagen gelangen weniger ausdrucksstark.

Das gleiche Problem hatte Lise Lindstrom in der Titelrolle. Sie hatte sich gegenüber der Premiere und auch der ersten Vorstellung dieser Serie besser auf die gute Akustik des Hauses eingestellt – die druckvoll gesungenen Höhen kamen nicht mehr in so extrem schneidender Schärfe. In den tiefen Tönen und im Mezzavoce zeigt sich aber wieder, dass die Stimme – trotz gewaltiger Lautstärke – für eine sehr gute Turandot zu klein ist.

Olga Bezsmertna steigerte sich gegenüber der ersten Vorstellung und sang eine technisch sehr gute Liu. Die jugendlich frische Stimme war bis zu ihrem Ende ausreichend präsent – ein zarterer Ausdruck sollte noch kommen.

Mit dem gefühlvollstem Ausdruck des Abends erfreute uns wieder einmal Dan Paul Dumitrescu als Timur. Sein wunderbarer Bass klang balsamisch, mächtig und einfach hinreißend schön.

Die drei Minister Ping, Pang, Pong wurden von Gabriel Bermudez, Jinxu Xiahou und Norbert Ernst sehr gut gesungen, können aber in dieser Inszenierung nicht die bestmögliche Wirkung erzielen. Die verblödelte Darstellung im Stil der „Commedia dell’ arte“ passt zwar in dieses Regiekonzept, aber nicht in die originale Geschichte.

Heinz Zednik lieferte wieder eine eindrucksvolle Interpretation des Kaisers und erzeugte mit brüchiger Greisenstimme eine gespenstische Stimmung. Paolo Rumetz (Mandarin) und Wolfram Igor Derntl (Prinz von Persien) waren in den kleineren Rollen aufgeboten.

Musikalisch war der Abend durchaus zum besinnlichen Gedenken an Johan Botha geeignet – in jeder Szene wurde uns schmerzlich bewusst, was wir an diesem Jahrehundertkünstler verloren haben. Dieses Gefühl, aber auch die Dankbarkeit, ihn (persönlich) fast hundert mal erlebt zu haben, wird uns noch lange begleiten.

Maria und Johann Jahnas

 

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