Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: TRISTAN UND ISOLDE – letzte Saisonvorstellung

01.07.2013 | KRITIKEN, Oper

Wien/Staatsoper: TRISTAN UND ISOLDE 30. 6.2013

Traditionellen Inszenierungen ist man mittlerweile gänzlich entwöhnt. Die gegenwärtigen Produktionen sind oft sehr freie Interpretationen der Vorstellungen des Komponisten und des Librettisten. Umso mehr staunt man, wenn die Schauplätze der Handlung klar erkennbar sind. David McVicar gestaltete die werkgerechte Regie, Robert Jones die Ausstattung, die Sänger tragen wallende Gewänder, diese sind grau oder schwarz, nur in der Schlussszene kommt Isolde ganz in Rot mit einer langen Schleppe. Anhänger herkömmlicher Inszenierungen werden ihre Freude daran haben, denn keinerlei Neu- oder Umdeutungen verstören die Besucher.

GMD Franz Welser-Möst dirigierte mit animo die phantastisch aufspielenden Philharmoniker sehr wirkungsvoll. Er war von den großartigen Musikern offensichtlich so begeistert, dass er die Lautstärke oft nicht dämpfte. So wurde der Liebestod der Isolde „Mild und leise“ ein grandioses Orchesterstück mit Begleitung einer Singstimme. Aber die Wirkung war großartig.

Leider hatte ich diesmal keine Gelegenheit Nina Stemme zu hören, denn für die fünfte Aufführung der Premierenserie war Katarina Dalayman vorgesehen. Da sie aber absagte, sang Linda Watson. Sie besitzt ein hübsches Timbre und Strahlenglanz in der Stimme und sie zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen und kam beim Publikum sehr gut an.

Peter Seiffert singt fast nur mehr große, schwere Rollen, dennoch klingt seine Stimme völlig unbeschädigt. Ja, sie hört sich immer noch ganz lyrisch an und nie hat man den Eindruck er müsse sich abmühen. Klugerweise drückt er nie auf die Stimme um heldischer, dunkler oder heldentenoraler zu klingen. Da sein Timbre sehr hell ist, kommt er leicht über die Orchesterwogen und geht nie unter. Und nicht zuletzt, seine Stimme ist so schön, wie am „ersten Tag“.

Auf der Bühne standen diesmal vor allem Schwergewichte, aber Stephen Milling ist auch von großer Gestalt und ein eindrucksvoller König Marke. Seine Klagen hören sich nie wie ein Jammern an. Seit seinem ersten Auftritt am Haus im Jahr 2005 entwickelte sich seine Stimme in wunderschöner Weise und ist eines Königs wahrlich würdig.

Auch Janina Baechle hat für die Brangäne ein große, wohlgestaltete Stimme aufzubieten. Sie spielt „natürlich“ und wirkt nie wie eine Brunnenvergifterin. Mit solchen Sängern in den Hauptrollen kann man seine Freude haben, die Stimmung im Haus war dementsprechend von großer Begeisterung geprägt.

Auch die restliche Sängerschar machte einen sehr positiven Eindruck: Jochen Schmeckenbecher als treuer Kurwenal; Eijiro Kai war der falsche Freund Melot; Carlos Osuna der traurige Hirt. Dazu kamen noch Marcus Pelz als Steuermann und Jinxu Hiahou als junger Seemann.

Das Publikum war zum Abschluss ganz stark begeistert, was sich an der Stärke des Beifalls und den vielen Bravo-Rufen für den Dirigenten und die vier Hauptpersonen Watson, Seiffert, Milling und Baechle zeigte. Es war ein würdiger Abschluss der Spielzeit.

Martin Robert Botz

 

 

 

Diese Seite drucken