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WIEN/ Staatsoper: TRISTAN UND ISOLDE – ein würdiges Saison-Finale

01.07.2013 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Staatsoper: TRISTAN UND ISOLDE – Ein würdiges Saisonfinale! 30.6.2013

 Eine sehr erfreuliche Saison endete mit einem fulminanten Wagner/Strauss – Fest. Höhepunkt war die fünfte Vorstellung der Premierenserie von Tristan und Isolde – eine Vorstellung, der wir mit etwas „Bauchweh“ entgegensahen. Eine entfesselte Nina Stemme verwöhnte uns ja viermal mit einer wunderbaren Interpretation der irischen Maid. In der fünften Vorstellung war das Rollendebut von Katarina Dalayman vorgesehen; sie musste allerdings wegen einer plötzlichen Erkrankung absagen. Zum Glück konnte die September-Isolde Linda Watson, kurzfristig als Einspringerin gewonnen werden. Damit waren die Voraussetzungen für einen ganz besonderen Opernabend geschaffen.

 Vorab möchten wir uns outen: Die Inszenierung von David McVicar hat uns (Johann uneingeschränkt – Maria hätte gerne auf das „Matrosen-Ballett“ verzichtet) begeistert – so würden wir den Tristan inszenieren – wenn wir könnten! Das minimalistische und doch ästhetische Bühnenbild, einfache Kostüme, die für die passenden Farbakzente sorgen und eine sängergerechte, sparsame Personenführung erlauben die ungestörte Hingabe zu der aufwühlenden Geschichte, die aus perfekter Symbiose von Text und Musik entsteht.

 Nach fünf Abenden mit Franz Welser-Möst und den wunderbar disponierten Philharmonikern versteht man, dass speziell wegen der Orchestermusik Tristan und Isolde als ausdrucksstärkstes Werk Richard Wagners bezeichnet wird. Der bis an die Schmerzgrenze gehende, glänzende Streicherklang dieses herrlichen Orchesters schenkt uns die intensivsten Emotionen, die man mit Musik auslösen kann.

 Bei Linda Watson merkte man, dass sie erst vor wenigen Tagen die Isolde in Hamburg gesungen und daher diese Wahnsinnsrolle noch in der Kehle hatte. Vom ersten Moment an war klar, dass wir es hier mit einer selbstbewussten, temperamentvollen Frau zu tun haben. Ihre riesige Stimme hatte bis zum fulminanten Finale keinerlei Probleme – perfekte Höhen ohne Schärfe, warme Mittellage mit lyrischen Bögen, satt tönender Mezzo und über den gesamten Stimmumfang ein nobles Vibrato. Ein wertender Vergleich mit Nina Stemme erscheint unangebracht – wir freuen uns einfach, dass wir innerhalb weniger Tage zwei unterschiedliche, aber jede für sich großartige Isolden erleben durften.

 Peter Seiffert war in dieser Serie als Tristan der Fels in der Brandung. Sehr gut war er in jeder einzelnen Vorstellung – man hatte, besonders bei den lyrischen Stellen den Eindruck, dass ihm diese brutal fordernde Rolle manchmal leichter und manchmal (in der Premiere) etwas schwerer fiel. Die dramatischen Passagen im dritten Akt gehören – auch darstellerisch zum Eindrucksvollsten, was wir je auf einer Opernbühne erlebt haben. Das in der letzten Vorstellung zart gehauchte „I s o l d e“ ist die Krönung des Abends, der Serie und der Saison – Danke.

Janina Baechle wurde nach der Premiere etwas kritischer beurteilt – man mutmaßte Stimmprobleme wegen unvorteilhafter Rollenauswahl. Nun – sie hat mit jeder Vorstellung die Kritiker eines Besseren belehrt. Spätestens bei der dritten Vorstellung sang sie im zweiten Akt mit Nina Stemme ebenbürtig – in der Schlussvorstellung war sie einfach sensationell – eine Brangäne mit wunderbar strömendem, warmen Mezzo und makellosen Höhen.

 Auch Stephen Milling gestaltete mit sonorem, würdigem Bass einen tief verletzten, leidenden König Marke – sein Monolog war ein Höhepunkt in allen fünf Vorstellungen.

 Jochen Schmeckenbecher war ein verlässlicher Kurwenal mit schön klingendem Bariton – mit jeder Aufführung souveräner. Die kleineren Rollen – Melot, Eijiro Kai – Hirt, Carlos Osuna – Steuermann, Marcus Pelz und Stimme eines jungen Seemanns, Jinxu Xiahou waren gut besetzt, kamen aber in dieser Inszenierung nur am Rande zur Geltung.

 Eine kleine Nachbemerkung zum Premierenabend sei noch gestattet. Wir haben die zwar nicht dominanten aber doch deutlich hörbaren Buh-Rufe gegen Franz Welser-Möst und/oder das Staatsopernorchester absolut nicht nachvollziehen können. Wer so unqualifizierte Missfallensäußerungen absondert, weil er einen anderen Dirigenten lieber hat oder wem Herr Welser-Möst nicht sympathisch ist, sollte bedenken, dass er einen Menschen beleidigt, der mit Leidenschaft sein Bestes gibt um uns, das Publikum zu erfreuen.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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