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WIEN/ Staatsoper: TOSCA – der Abend der Haus- und Rollendebüts

26.02.2013 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER : „TOSCA“ – Der Abend der Haus und Rollendebüts – 25.2.2013

 Maria Jose Siri absolvierte in der Titelrolle ihr Hausdebüt an der Staatsoper. Ich kenne die junge, aus Uruguay stammende Sopranistin bereits aus Palermo,  hörte sie dort als Leonora  im „Trovatore“ und war sehr angetan. Dieser Eindruck bestätigte sich auch an diesem Abend. Siri ist eine sehr gute Vertreterin dieser heiklen Rolle, die Stimme ist groß, vielleicht mit manchmal etwas viel Vibrato bei extremen Höhen. Aber das kann auch die Nervosität beim Debüt gewesen sein. Wichtig für alle Toscas: die große Arie gelang perfekt. Dass sie diese am Boden liegend singen musste, machte die Aufgabe sicher nicht leichter. Ihr musikalischer Vortrag ist blitzsauber und die szenische Gestaltung wunderbar. Auch sieht die junge Dame wie ein Model aus, was sicher kein Nachteil ist.

Der zweite Hausdebütant war Claudio Sgura als Scarpia, der – was mich betrifft – „den Vogel abschoss“.  Auch ihn hörte ich erstmals in Palermo, im November 2012 sang er dort  abwechselnd mit Leo Nucci den alten Foscari und fiel mit sehr positiv auf (ich hörte damals die Generalprobe). Er verfügt über eine herrlich schön geführte Baritonstimme, die in allen Lagen voll klingt und nie forciert werden muss. Der nahezu fast 2 Meter große und zudem noch schlanke Sänger sieht nicht nur toll aus,  sondern spielt auch sehr gut. Er ist mehr der Scarpia von der sehr aristokratischen feinen Klinge, die meiste Zeit ein Sir, bis er dann aber bekanntlich komplett aus Begierde auf die schöne Frau die Fassung verliert  und wild über diese herfällt.

 Das dritte Debüt war jenes von Aleksandrs Antonenko – und das war eher enttäuschend. Ich hörte von ihm einen wirklich guten Otello, aber der freiheitsliebende Maler ist doch nicht so ganz das selbe. Diesmal ging leider so ziemlich alles eher daneben.  Allerdings, „e lucevan le stelle …” war sehr bemüht, jedoch denke ich, dass die Stimme ist für diese lyrischen Puccini-Kantilenen doch schon zu schwer ist. Das lässt allerdings auf einen ordentlichen  Radames hoffen. Ich verstehe nicht, warum er sich nicht beim „Torturaschrei“ doubeln lässt, oder wurde auch das in der vergangenen Direktion eingespart?

Sehr gute Figur machte Clemens Unterreiner als Angelotti mit viel Ausdruck und sehr schöner Stimme. Alfred Sramek bereitete als Mesner immer Freude. Als Spoletta versprühte Wolfram Igor Derntl gut klingendes Gift, auch der Sciarrone von Mihail Dogotari kann sich hören lassen. Walter Fink war ein eher gemütlicher Schließer. Kräftig sang das Kind der Opernschule den Hirten, aber das nächste Mal bitte mit den richtigen Tönen.

Am Pult waltete sehr lautstark Stefan Soltesz. Der Chor unter Martin Schebesta klang wie immer sehr gut.

Schön, dass die Weihrauchgefäße wieder gefüllt und geheizt sind. Wenn die Prozession einmal gut geprobt würde, sähe sie so prachtvoll aus wie vor zwanzig Jahren, und wenn noch dazu die gestrichenen Komparsen wieder zum Einsatz kämen, gäbe es eine volle Kirche – wenngleich  auch nur auf der Bühne .        

Elena Habermann

 

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