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WIEN/ Staatsoper: TOSCA. Am Ende doch noch Tosca

04.02.2015 | Oper

WIEN/ STAATSOPER: AM ENDE DOCH NOCH PUCCINI’S  TOSCA ( 3.2.2015)

Es begann als Lektion der Langeweile und Routine. Das Orchester der Wiener Staatsoper wirkte besonders  lustlos, der doch international  so erfahrene  Dirigent Marco Armiliato war nicht imstande, die Aura der Lethargie zu verscheuchen. Der lettische Tenor Aleksandrs Antonenko hatte mit der ersten Arie und auch im Duett mit Tosca seine liebe Mühe, Martina Serafin schien nicht in Form und nicht einmal der Auftritt von Scarpia  – Ambrogio Maestri –wirkte einigermaßen bedrohlich. Ein Vorhang nach dem 1. Akt Tosca sagt eigentlich alles. Erst der 2.Akt brachte eine Kehrtwende. Doch zunächst dominierte weiter Fadesse und Harmlosigkeit. Etwa in der Szene, in der Scarpia davon träumt, dass er Tosca mit Gewalt „nehmen“ werde. Das klang wie die Vorfreude auf einen netten Skat-Nachmittag im Caféhaus. Die  Ankunft von Tosca änderte zunächst nicht viel. Martina Serafin wirkte zeitweise überfordert – als hätte sie davor Angst, dass die emotionalen „Explosionen“ Schaden an der Qualität ihrer Belcanto-Stimme nehmen würden. Immerhin: der lettische Cavaradossi Antonenko sprengte die „Puccini auf Sparflamme“-Vorstellung. Sein „Gloria vittoria“ war heldisch und ging unter die Haut. Darauf wachte der italienische Bariton auf. Ambrogio Maestri begann in der Szene vor dem  Gebet über sich hinaus zu wachsen. Dieses „ bigotte Faunsgesicht“ zeigte sein wahres „Lüstlingsgesicht“; die Stimme strömte breit und mächtig, die Höhen waren fulminant. Von da ging’s  besser und besser. Martina Serafin sang ein inniges Gebet, das Staatsopern-Orchester wachte auf. Und der 3. Akt Tosca – in der zeitlosen, jedoch uralten Inszenierung von Margarethe Wallmann (Ausstattung Nicola Benois) – wirkte, als sei der Geist von Giacomo Puccini zu Hilfe gekommen. Antonenko schaffte einigermaßen die „Sternenarie“. Martina Serafin lieferte ein spektakuläres  „Messer-C“ und wirkte jung und stimmlich „befreit“. Und das Staatsopern-Orchester zeigte vor allem im Akt auf dem Dach der Engelsburg seine Qualitäten. Bleiben noch die Sänger der „Nebenrollen“ zu erwähnen, die bei Puccini immer mit Leben erfüllt werden müssen: Ryan Speedo Green ist ein etwas unbeholfener Angelotti mit mächtiger Stimme. Wolfgang Bankl ist ein köstlicher, verschmitzter Mesner in der Linie Kunz und Sramek. James Kryshak ist ein unauffälliger Spoletta,  Yevheniy Kapitula ein neuer Sciarrone und Il Hong lässt mit einer schönen Bass-Stimme als Schließer aufhorchen. Routiniert der Chor der Wiener Staatsoper (Leitung: Martin Schebesta). Relativ neu der Hinweis auf den Sänger des Hirten – diesmal war es Bernhard Sengstschmid aus der Opernschule. Nein – in die die Staatsopern-Geschichte wird diese 577.Reprise der Tosca aus dem Jahr 1958 nicht eingehen, Aber zumindest im Finale erlebte man Puccini’s Meisterwerk in respektabler Form. Auch ein Resultat!

Peter Dusek

 

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