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WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: VAN MANEN / EKMAN / KYLIÁN – von der Avantgarde zu einem neuen Manierismus

08.06.2016 | Ballett/Performance

WIENER STAATSOPER am 7.6.2016:  VAN MANEN / EKMAN / KYLIÁN – von der Avantgarde zu einem neuen Manierismus


Adagio Hammerklavier, Ensemble. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Vom Wiener Staatsballett vor einem Jahr einstudiert und nun für drei Abende wieder aufgenommen, ist der Abend „VAN MANEN / EKMAN / KYLIÁN“ mit erfolgreichen Stücken dieser drei Choreographen als ein schönes Beispiel der Entwicklung des Bühnentanzes seit den 70er Jahren zu analysieren. Hans van Manen und Jirí Kylián werden bereits als Klassiker des modernen Tanzes geführt, und aus der Aufbruchszeit der an kreativen Arbeiten überreichen Avantgardejahren –  van Manens „Adagio Hammerklavier“ etwa, 1973 – über Kyliáns „Bella Figura“ (1995) bis zu Alexander Ekmans „Cacti“ aus dem Jahr 2010 ist allzu klar der Weg zu einem neuen Manierismus herauszulesen. Dies ist in der Thematik und den Aussagen, die zumeist mit gewisser Beliebigkeit zu deuten sind, wie in all den virtuos vorgeschriebenen und souverän beherrschten Bewegungsabläufen zu erkennen. Die Mitglieder des Wiener Staatsballetts kommt dabei allerbestens mit. 

Der Geist der Avantgarde ist verflogen, und mit sich bewährenden Standards und perfekter Technik gelingen den heutigen Choreographen Stücke, welche auch ein breiteres Publikum anzusprechen vermögen. Einige Merkmale, etwa: Immer wieder Musikcollagen, von Komponist zu Komponist springend; der Hang zu grotesker Körpersprache; Konfigurationen divergierender Elemente; von den Tänzern gesprochene eingeworfene Texte oder Geschrei. Noch so manch mehr. Und vor allem funktioniert es, mit der Betonung von sexuellen Reizen, mit entblößten Körpern und auch die Gender-Thematik ausspielend das Interesse des Betrachters einzufangen. Darf man dazu sagen: Eine Übergangsphase? Denn nach wie vor locken „Dornröschen“ oder „Don Quixote“ mit schönen Erzählungen mehr als ein absurdes-witziges-stacheliges „Cacti“. Auch wenn es gerade schwer fällt, mit eigenem Kreativpotential frische wesentliche Inhalte zu gestalten – nach neuen Ufern ist Ausschau zu halten.

Meinhard Rüdenauer

 

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